Montag, 28. Februar 2011





Tag am Meer


Du raue Erde schaffst den Wind.
Und die goldene Sonne taucht in deine Wellen.
Wenn Nebel und Wolken sich mit deinem Rot vermengen,
(Ist das Licht noch echt oder ist es Traum?)
verwandelst du den Himmel hinter mir in tausend blaue graue Töne.
Das Meer ist ein spiegelnder wabernder Teppich.
Tosend brechen die Wellen herein.
Das Weiß deiner Gischt erhellt den Raum,
ist weißer und heller noch, als der Himmel mit seinen Schäfchenwolken.
Und unter diesem Meer ist ein Himmelreich von Tiefe,
Was wir nicht sehen, nur fühlen…

Ich bin so klein.

Nur einer deiner Bebenstöße kann mich erschüttern.
Nur einer deiner Windböen kann mich umtreiben.

So will ich sein wie ein Fisch, mutig durch dich tauchen.
Wie ein Vogel frei und leicht dem Erdenstoß entfliehen und seine Segel in den Wind haltend.
Und wenn du mich holst, liebe Erde, sollst du mich haben. Ich bin dein. So wie das Meer dein ist und die Berge...

C.



Mittwoch, 23. Februar 2011

Erdbeben in Christchurch

Hallo ihr Lieben!

Einige haben schon nachgefragt, da es wohl überall in den Nachrichten kommt: Wir sind wohlauf. Von dem gestrigen Erdbeben haben wir absolut nichts gespürt. Noch sind wir ziemlich weit im Norden der Südinsel, 500 km von Christchurch entfernt. Wir haben es ungefähr eine Stunde später in den Nachrichten gehört, als wir gerade dabei waren eine neue Matratze zu kaufen. Schlimm hört sich das an. Verrückt, wenn man bedenkt, dass wir vor kurzem noch dort unten umher gelaufen sind.

Hier beschäftigt das die Menschen sehr. Die Leute in dem Matratzenladen schienen sehr betroffen. Immerhin ist Christchurch die Stadt mit den meisten Menschen und fast jeder hat dorthin irgendwelche Beziehungen oder gar Familie. Lange war keine Kontaktaufnahme möglich, da auch die Telefonnetze zusammengebrochen sind. Ich weiß nicht, ob der Kontakt schon wieder möglich ist, sicher dauert dies noch eine Weile...

Wir werden nun unseren Weg fortsetzen. Unser Ziel ist die Westküste. Aktuell schauen wir nach neuen WWOOF-Gastfamilien.

Das nur als kurzer Zwischenbericht, später wieder mehr.

Die allerliebsten Grüße von Johannes und Carina

Montag, 21. Februar 2011

Besuch des Farewell Spit – Land des Abschieds

Der Farewell Spit ist eine lange schmale Landzunge, eine herrliche Dünenlandschaft, die im äußersten Nordwesten der Südinsel kilometerweit ins Meer hinausführt.

Wir wanderten zuerst über satte grüne sanft geschwungene Auenlandhügel, auf denen Schafe grasten und neugierig aber scheu nach den Wanderern schauten. Vom Hügel aus konnten wir die ganze Landzunge überblicken und machten uns auf, diese am Strand entlang zu erkunden. Irgendwann waren wir von Dünen umgeben und befanden uns in einer Wüstenlandschaft.  Die Luft flirrte heiß und der Sand verbrannte uns die Füße. Wir mussten unsere Socken anziehen, um weiter den ewigweiten heißen Sand entlang stampfen zu können. Zurück blieben nur unsere Fußspuren. Hätten wir das Meer nicht in unmittelbarer Nähe gewusst, so hätten wir uns eine Oase herbei gesehnt.

Auf dem Rückweg trafen wir ein äußerst sympathisches australisches Paar -beide in den 60ern- und plauderten mit ihnen sehr lang. Auch sie wussten nicht, wie man diese kleinen blauen Tiere aus dem Meer bezeichnet. Es sind eine Art Qualen - hauchdünn mit einem Segel. Sie schweben im Meer und sehen aus wie kleine Außerirdische. Im Meer sah man außerdem unzählig viele schwarzer Schwäne und am Strand fanden wir Muscheln aller Arten.




 



Überhaupt ist die Golden Bay - die Gegend im Norden der Südinsel - reich an weiten goldenen Stränden und interessanten Meerestieren. Das Meer zieht sich bei Ebbe so weit zurück, dass es eine große Wattfläche hinterlässt. Wir entdeckten  tausende Seesterne. Tellergroße mit bis zu 12 Armen und auch kleine Dicke, die sich nicht viel bewegen. Da kam die Sozialarbeiterin in mir hoch und ich habe eifrig alle Sterne zum Meer getragen, um sie vorm Vertrocknen zu retten.
Einmal als wir gerade baden wollten, entdeckten wir unweit von uns im flachen Wasser einen Rochen. Mit langen ruhigen Flügelschlägen bewegte er sich nach kleinen Fischen jagend durchs Wasser. Unsere anfängliche Begeisterung wich allerdings schnell einer Furcht vor tödlichem Meeresgetier, da man uns später von Rochen erzählte, die dem Menschen dank Giftstachel durchaus gefährlich werden können. Vor der Tiefsee sowieso schon Respekt empfindend war uns nun auch das flache Wasser nicht mehr geheuer.

Viel später am Strand von Hokitika, zu der Zeit, als wir dort gerade wwooften, spazierte und plauderte ich mit Eva, einer Wwooferin, die mit uns dort  arbeitete. Auf einmal kam von der Seite aus dem Hinterhalt schnurstracks mit lautem Grunzen ein Seerobben auf uns zu gerannt. Wir hatten ihn nicht bemerkt und er fühlte sich wohl gestört. Uns hat das wuchtige Tier in helle Panik versetzt und wir haben die Beine in die Hand genommen. Diese Tiere sehen zwar dick und ungelenk aus, sind aber doch recht flink. Also kann man durchaus auch am Strand von „Meeresungeheuern“ überrascht werden. ;)

C.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Back again

Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Nun sind über zwei Monate vergangen, ohne dass wir hier einen Eintrag hinterlassen haben. Es ist natürlich einiges passiert. Dazwischen fanden wir jedoch nie so richtig die Zeit, uns der Dokumentation zu widmen. Zu sehr reihen sich die Ereignisse aneinander und immer ist irgendetwas im Gange. Ja, und da Strom und Internet in der Natur auch eher selten sind, lest ihr erst jetzt wieder von uns.

Hier schlafen wir seit drei Tagen
Ein gutes Beispiel bietet gerade die momentane Situation. Wir haben uns an einem wunderschönen und eigentlich sehr stillen Ort direkt am Meer in Takaka zurückgezogen. Doch kaum saßen wir gestern eine Weile hier, kommt ein Typ auf uns zu und spricht uns an. Die Begegnung war interessant. Drei Stunden haben wir uns unterhalten, er hat uns ein paar Songs vorgespielt und er lud uns auf eine kurze Meditation ein. Aber so kamen wir nicht mehr zum Schreiben. Und nun ist er wieder da. Zur Bibliothek werden wir es heute also nicht mehr schaffen, aber für uns ist es okay. Im Moment nehmen wir alles so, wie es kommt. :)

J.



Dienstag, 15. Februar 2011

Zwei auf Wanderschaft


Für unseren 5 Tages Wandermarsch packten wir nur das Notwendigste ein: Regensachen, Wechselwäsche, Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, Gaskocher und ein bisschen Geschirr und ausreichend Nahrung. Dafür haben wir uns grob im Voraus einen Menüplan erdacht, so dass wir nicht zu viel und nicht zu wenig mitschleppten.

Hannes war schwerer bepackt und trotzdem schneller zu Fuß. Ich musste mich ganz schön striezen. Am Tag legten wir um die 20 Kilometer zurück, das waren mitunter steile Wege. Die Aussicht auf die honiggelben Sandstrände in den schönen Buchten und auf das lagunenblaue Wasser hat uns das Laufen aber angenehm gemacht. Der Weg führte durch ursprünglichen Wald, in dem es nur so zirpte und sang und der uns mit seinen langen Farnwedeln, die aussehen wie Palmen, angenehmen Schatten spendete. Vereinzelt flossen Bergbäche am Weg entlang oder führten unter Brücken unter ihm hindurch. So entstehen auch kleine natürliche Pools, in denen sich das Wasser staut. Da haben wir ein Erfrischungsbad genommen. Immer wieder kamen wir an kleinen Buchten vorbei, in denen wir verweilten, ein Bad im Meer nahmen und uns dann wieder auf Wanderschaft begaben.

Wenn wir unser Zielcamp erreichten, bauten wir unser Zelt auf und erkundeten die herrlichen Buchten. Dann kochten wir unser Mahl und schlüpften müde und glücklich ins Zeltbett.

Einmal sind wir ganz früh morgens aufgestanden, um den Sonnenaufgang zu sehen und auch um zeitig den Strandabschnitt zu passieren, den man nur zu Ebbezeiten überqueren kann. Auf dem Rückweg mussten wir durch schlüpferhohes Wasser wandern, was ein wahrlich einprägsames Erlebnis war: ringsum die Buchten, das abebbende Wasser, was sich in kleinen Flussärmchen aufs Meer zurückzog, in der Ferne dichtbewaldete gigantische Berge, unter unseren Füßen Meeresbodenschlick, unzählige Muscheln und kleine in ihre Löcher flüchtende Krabben.

Kalte aber göttliche Erfrischung im Halfway Pool

Man sollte ihren Nestern nicht zu nahe kommen. Wir wurden attakiert!!!

Durch dieses Gewässer wateten wir hindurch.

Wir entdeckten eine ungewöhnliche Strandnixe.

Abends auf den Campingplätzen trafen wir immer wieder Menschen, mit denen wir ins Gespräch kamen, darunter sogar zwei Dresdner, mit denen wir Tee tranken und lange erzählten. Auf den Wegen begegneten wir vielen Deutschen, auch Holländern und einem Kiwi, der mit Ende 60 trotz schwerem Rucksack und zwei künstlichen Hüftgelenken einen flotten Schritt an den Tag legte. Es sind vor allem auch die Begegnungen mit den Menschen und der spannende Austausch mit ihnen, die unsere Reise so reich machen.

Das Wandern an sich sind wir ganz gemütlich angegangen. Wir haben öfter mal Pausen gemacht und uns unsere Etappenziele nicht allzu weit auseinander gelegt. An einer besonders schönen Bucht haben wir zwei Nächte in Folge übernachtet. So konnten wir am Tag all unser Gepäck im Zelt verstauen und ohne Rückenschmerzen die Umgebung erkunden. Wir haben einen herrlich faulen Tag am Strand verbracht. Darin sind wir inzwischen super gut!

Nun sind wir in Takaka, einer kleinen bunten Stadt. Hier haben wir einen schönen ruhigen und einsamen Platz am Meer gefunden, an dem wir schlafen. Gestern wuschen wir unsere Wäsche im Waschsalon. Wir hoffen, dass unser kleiner Floh, der uns nachts gemeine Bisse verpasste, nun nichts mehr mit uns zu tun haben will. Drücken wir die Daumen!

Sobald wir den Blogeintrag abgeschickt haben, werden wir unsere Reise zum Norden der Südinsel fortsetzen, zum Farewell Spit – einer langen schmalen Landzunge, auf der es auch wunderschöne Wanderwege geben soll.

Unsere Pläne können sich jedoch erfahrungsgemäß schnell ändern. Da muss uns nur einer über den Weg laufen, der eine schöne Idee hat und uns auf eine neue Fährte bringt. Oder wir fühlen uns irgendwo so wohl, dass wir verweilen möchten. Schließlich haben wir ja keine Eile, sondern alle Zeit der Welt. :)

Liebste Grüße von Carina


Montag, 14. Februar 2011

Luminate – Earth Friendly Festival

Zu dem Festival zu gehen war ein relativ spontaner Entschluss. An sich brauchten sie ja, wie gesagt, jede Hand im Orchard, wegen der beginnenden Reife der Pfirsiche und Nektarinen. Aber erstens war die Arbeit nicht sehr schön und zweitens hielt uns wirklich nichts mehr in Kaituna. Zwei volle Monate waren wir nun an diesem Ort, an dem täglich das Murmeltier grüßte.
Anregung zu dem Festival hatten wir schon von einer Mitpflückerin Anfang Dezember bekommen. Doch dies war so lange her, da hatten wir die Sache schon nicht mehr richtig im Kopf. Als wir dann aber in Lyttelton, unserer Lieblingsstadt in Canterbury (so heißt der District, in dem wir uns befanden), zufällig auf ein bekanntes Gesicht stießen, rückte das Festival wieder in unser Bewusstsein. Der Straßenmusiker, den wir schon von der Trommelsession bei Vollmond kannten, erzählte uns, dass er auch auf dem Luminate auftreten werde. Dies gab uns Anstoß über unsere nächsten Pläne nachzudenken. An sich hatten wir ja vor noch eine Weile in Canterbury zu bleiben und einige WWOOF-Plätze aufzusuchen. Auch die berühmte Stadt Akaroa hatten wir noch nicht gesehen. Doch alles halb so wild, dachten wir. Die Insel ist nicht so groß und es wird die Möglichkeit geben noch einmal zurückzukehren.

Bei unserem gemütlichen Abschiedsessen mit Kaminfeuer, zu dem wir Grant, seine Frau Helen und die Tochter Sophie, sowie Justin einluden, wurde uns gesagt, dass wir immer wieder gern willkommen sind.

Junge spielende Seals
Am Mittwoch, den 26. Januar sagten wir dem Orchard „Lebe wohl!“ und brachen mit all unserem angesammelten Zeug zunächst auf nach Picton, was ganz im Norden der Südinsel liegt. Wir fuhren ganz gemütlich an der Ostküste entlang und streiften auf dem Weg noch die mehr oder weniger berühmte Stadt Kaikora, die uns jedoch nur mit Gestank zu beeindrucken wusste. Kaikora ist bekannt für seinen Whale- und Dolphinwatching Tourismus, aber der Ort an sich ist jetzt nicht so beeindruckend. Was jedoch ganz witzig zu beäugen war, waren die Seals, das sind die Robben, die sich an der steinigen Küste von Kaikora tummeln. Die alten Fetten liegen faul in der Sonne rum und die jungen Spielen und springen was das Zeug hält. Eigentlich wie bei uns Menschen an einem Ferientag.

Die Küste von Kaikora
Von Picton fuhren wir am nächsten Tag weiter über Nelson nach Takaka Hill. Wir kauften uns die Karten für das Festival in einem Plattenladen in Nelson und deckten uns noch mit ausreichend Nahrungsmitteln ein. Dies war auch wohl gedacht, denn der Weg zum Festivalgelände war alles andere als kurz und ging kilometerweit über steinige, enge und unwegsame Straßen. Es erwartete uns dann aber ein wunderschönes Hochplateau mitten auf dem Berg umgeben von märchenhaftem Urwald. In diesen Wäldern wurden übrigens auch einige Szenen für den Film „Der Herr der Ringe“ gedreht. Am Einlass des Festivals mussten alle Ankömmlinge erst einmal warten. Es fehlte an Bändchen. Das wurde damit begründet, dass die Crew so entspannt sei, dass alles eben seine Zeit brauche.
Erst dort erfuhren wir, dass das Festival alkohol- und drogenfrei sein sollte. Jedoch meinte die nette Security Dame unsere beiden Flaschen Wein seien schon okay, wir sollten jedoch nicht so öffentlich trinken. Das fanden wir human. Und von wegen drogenfrei, alle anderen Arten der Geistesvernebelung wurden wohl nicht abgelehnt. Gleich am Einlass bekamen wir auch schon eine Idee dafür, wie viele Deutsche sich hier in diesem Gebiet tummeln. Es sind definitiv zu viele. Nach einer Information, die uns zu Ohren kam, liegt die Zahl der reisenden Deutschen bei 70.000. Wahnsinn! Jedenfalls kamen wir ins Festival und fühlten uns sofort wohl. Die Sonne schien, wir hatten eine riesige Wiesefläche als Campingplatz und das Festivalgelände selbst mit seinen Bühnen und Feuerplätzen, sowie den Tipis, dem Forum und den Veranstaltungszelten war so liebevoll und kreativ gestaltet, dass wir uns nur freuen konnten hergekommen zu sein. Wir kamen in den Genuss von toller Musik und wunderbaren Workshops und Vorträgen. Dieses Festival war nicht nur ein Musikfestival. Es war ein Fest der Freiheit, Kreativität und Liebe.

Gleich am ersten Abend wurde in einer Art Senke ein riesiges Feuer entzündet und so das Festival mit Trommelklängen und Tanz an dieser hellen, heißen Quelle eingeläutet. Die Menschen strömten herunter und ließen ihre Körper frei und kreativ zur Musik bewegen. Dies war die berauschende Eröffnung einer Woche, in der sich Menschen herzlich und offen begegneten, als gehörten sie alle zu einer großen Familie.

Jeden Abend, wenn es dunkel wurde, kamen viele an den großen Feuerplätzen zu einer Trommelsession zusammen. Jeder war eingeladen, zu trommeln, zu tanzen oder sich einfach vom Rhythmus packen zu lassen. Es war beeindruckend, die Menschen zu beobachten, die völlig ekstatisch und frei tanzten. Wir konnten völlig in die Stimmung eintauchen und ließen uns von ihnen anstecken.

Morgens begann der Tag für viele mit einer Yogastunde, danach folgten Workshops und Seminare zu Themen wie Meditation, alternativer Medizin, alternativer Landwirtschaft, Umweltschutz, Mantrasingen, Tanzen, Artistik oder Songwriting. Alle Workshops und Vorträge, die man hier besuchen konnte, waren natürlich frei. Besonders fasziniert hat uns auch ein Vortrag über die sogenannte Unified Field Theorie. Mehr als sechs Stunden zog der Redner schätzungsweise 200 Leute in seinen Bann, die sich dicht in einem Zelt zusammen huscheln mussten.


Wir machten viele nette Bekanntschaften. Eine besondere Begegnung war allerdings die, mit unserem Zeltnachbarn Chris. Der Halbitaliener und Halbkiwi ist ein sympathischer Zeitgenosse, der sich als Bauarbeiter vorstellte, in Wirklichkeit allerdings viel mehr als das ist. Viele Jahre arbeitete er z.B. als Heilpraktiker, Nummerologe und Yogalehrer, hatte aber kein Problem sich als Builder vorzustellen. Mit ihm hatten wir einigen Spaß. Er lud uns letzten Endes zu sich nach Hause ein. Allerdings residiert er auf der Nordinsel und so werden wir ihm frühestens im Mai begegnen können. Unser grober Plan ist es im Winter in den Norden zu fahren.

Die Kiwis scheinen sich im Allgemeinen nicht so wie wir über ihren Beruf zu definieren. Sie arbeiten auch nicht zwangsläufig das ganze Leben in einem Bereich. Wenn sie die Nase voll von etwas haben, machen sie eben etwas anderes. Das Schöne ist, dass sie sich nicht labeln, das heißt keinen Stempel aufdrücken mit ihrem Beruf. Anders als wir es von Deutschland gewohnt sind.

Übrigens brauchen wir unsere Reise gar nicht so sehr zu planen. Eines scheint zum anderen zu führen und so lassen wir uns treiben.

Wir blieben zunächst noch ein paar Tage länger auf dem schönen Festivalgelände und besuchten von da aus auch das 400 Meter tiefe Loch, das die Maori für den Zugang zur Unterwelt hielten. Wir machten uns noch ein paar entspannte Abende und sahen zu wie die Leute nach und nach abreisten. Anschließend zogen wir mit Sharon, einer Berlinerin, die ebenfalls das Festival besucht hatte und sich an uns hing, weiter, um gemeinsam den Abel Tasman Coast Track zu gehen. Ein 50 km langer Wanderweg an der wunderschönen Küste des Abel Tasman National Park. Da allerdings unsere Pläne etwas unterschiedlicher Natur waren, gingen Carina und ich den Walktrack dann getrennt von Sharon. Uns war dies lieber, denn wir fühlten uns etwas unserer Unabhängigkeit und Freiheit beraubt, wenn wir Sharon mit im Schlepptau hatten. Sie war jedoch sehr glücklich uns begegnet zu sein, weil es für sie als Alleinreisende ziemlich schwierig gewesen sein muss. Gerade mal mit der Schule fertig vermisste sie ihr Zuhause sehr. Zu zweit haben wir es eindeutig leichter.


J.




Mittwoch, 2. Februar 2011

Und täglich grüßt das Murmeltier


Da wir uns mit den Einträgen mehr oder  weniger abwechseln, ist die Reihe nun an mir, den letzten Monat zusammenzufassen. Zunächst einmal die Nachricht der Nachrichten: Wir haben endlich unsere Reise begonnen - oder fortgesetzt, wenn man so will.

Spontan entschieden wir uns, nicht mehr bis Ende Januar in Kaituna Valley zu bleiben, sondern schon eine Woche vorher abzureisen, um ein Festival in Takaka Hill, im Norden der Südinsel zu besuchen. Da genau in dieser Zeit, die Steinobsternte beginnen sollte, waren die Verantwortlichen im Orchard (sprich: Oatschart = Obstgarten) über unsere Entscheidung natürlich etwas betrübt, aber sie konnten es ebenso gut verstehen. Doch um hier eine Chronologie hineinzubekommen, fang ich am besten von vorne an.

Carinas Bericht endete mit den Tagen nach Weihnachten. New Years Eve, also Silvester, war für uns völlig unspektakulär. Ich habe selten so ein unspektakuläres Silvester erlebt. Wir mussten an dem Tag arbeiten und in Kaituna Valley war am Abend natürlich nichts los. Wir fragten einige Einheimische, was sie wohl tun werden, aber diese schienen keine großen Ambitionen zu haben, die Nacht besonders zu feiern. So machten wir uns auf nach Christchurch, weil wir uns dort am ehesten etwas erwarteten. Wir parkten unser Auto in der Nähe der City und liefen zum Cathedral Square und folgten so dem Menschenstrom, der sich auf den Straßen bewegte. Wir gelangten an eine Art Einlass, wo wir darauf hingewiesen wurden, dass Alkoholika im Festivalgelände nicht erlaubt seien. Unser Bier hatten wir noch nicht ganz ausgetrunken und so verweilten wir direkt davor und unterhielten uns mit der netten Dame, die als Grenzposten aufgestellt war. Unsere Konversation weilte jedoch nicht lang, da kamen zwei Polizisten auf uns zu gelaufen, rissen uns die Pullen aus der Hand und verbannten diese mitsamt der Neesche in die Mülltonne. Wir verstanden das nicht so ganz, da wir ja an der Grenze extra gewartet hatten, aber nun erfuhr ich, dass es in Neuseeland, wie in den USA, generell verboten ist, auf der Straße Alkohol zu trinken. Ob das stimmt, konnte ich bisher nicht überprüfen, doch es würde die Sache erklären. Jedenfalls konnten wir nun unseres Getränkes beraubt das Festivalgelände betreten und stießen auch gleich auf eine große Menschenmenge, von denen der überwiegende Teil in eine Richtung starrte. Wir taten es der Menge gleich und erblickten die von TV-Kameras gefilmte protzige Live-Cover-Band, die unser leider nicht in ihren Bann zu ziehen vermochte. Letzten Endes landeten wir in einem English-Pub, in dem wir ein klein wenig Livemusik der kleinkünstlerischen Sparte erleben dürften. Das gefiel uns mehr. Es wurde 0 Uhr, zehn Raketen gingen draußen hoch, ich wurde von einer Wildfremden gedrückt und wenig später zogen wir es vor, wieder nach Kaituna zu fahren, um schlafen zu gehen.
Silvester ist wahrlich nicht das größt gefeiertste Fest bei den Kiwis. Auch Weihnachten können viele junge Menschen nicht so viel abgewinnen. Aber wie gesagt, das gehört wohl auch eher in den Winter. Weihnachten im Sommer bleibt für uns völlig surreal.




Kaituna Valley von oben





Nach dem Neujahrestag änderte sich an sich wenig. Im Orchard erkannte man, dass man zu vielen Arbeitskräften gekündigt hatte und so musste man einige zurückholen. Trotzdem blieb die Zahl angenehm überschaubar. Die Arbeitsatmosphäre war entspannt und wir bekamen einen besseren Draht zu unseren Kollegen. Die Kirschsaison war ja im Großen und Ganzen vorüber, doch nichtsdestotrotz pflückten wir zur Freude aller an dem ein oder anderen Tag im Januar Kirschen. Für uns war es spaßig jeden Morgen unseren Supervisor Justin erneut zu fragen: „Cherries?“ Überwiegend mussten wir allerdings mit eher langweiliger Arbeit vorlieb nehmen. Carina wurde häufig am Fließband eingesetzt und ansonsten arbeiteten wir in den Weinbergen und an den Pfirsich-, Nektarinen- und Aprikosenbäumen. Wobei ich die Tage, an denen ich meinen MP3-Player vergas, wirklich hasste. Bei so langweiliger Arbeit, wie die in den Weinbergen, will die Zeit einfach nicht vergehen. Und wer denkt, dass Pfirsiche Pflücken ein Vergnügen ist, der irrt sich. Die kleinen Härchen lösen sich vom Pelz und wenn man hunderte von Früchten in der Hand hatte, hat man die Härchen überall am Körper und das juckt wie sau. Nichtsdestotrotz vergingen die Tage rasend schnell, da es fast jeden Tag der gleiche Ablauf war: Aufstehen, etwas Essen, zum Orchard fahren, dort einchecken und sehen was einen erwartet, acht oder neun Stunden rumbringen, zurückfahren, in der Unterkunft Lunch für den nächsten Tag machen und zum Schluss dinieren.

Die Organisation der Arbeit war in der Regel ein Desaster. Wahrscheinlich weil der Manager im Dezember ganz plötzlich einen Schlaganfall erlitt und gänzlich ausfiel. So erfuhren wir immer erst am Morgen, was wir tun sollten, aber im Laufe des Tages konnte sich dies auch schnell ändern. Die Ankündigung, dass es am nächsten Tag frei gäbe, nahm zum Schluss niemand mehr ernst. Zu oft bekamen wir am Abend davor dann doch die Nachricht, dass wir zu erscheinen haben.



Die Stimmung wurde zum Ende hin immer lockerer. Es wurden immer weniger Leute und der orchardeigene Pool wurde repariert. So war uns in den großen Pausen und nach der Arbeit, wenn es heiß war, eine wunderbare Möglichkeit zur Abkühlung gegeben.
Der sonst so miesepetrig und finster dreinblickende Millionär, dem der ganze Laden gehörte, zeigte sich auch manchmal von seiner großzügigen Seite. So gab es zwar erst mächtige Diskussionen, bevor er bereit war, uns allen die uns zustehenden Feiertage zu bezahlen, aber er veranstaltete auch an einem Wochenende eine Poolparty, die man als durchaus gelungen bezeichnen könnte. Der Gastgeber selbst ist zwar kaum anwesend gewesen, aber seine wesentlich jüngere Frau bewirtete uns fabelhaft.

Interessant waren in dieser Zeit auch noch Einblicke in die Pläne unseres Supervisors Grant zu bekommen. Wir verstanden uns so gut mit ihm und seiner Familie, dass er uns alle Interna anvertraute. Grant soll nämlich nach drei Jahren Einarbeitungszeit, den alten Manager ablösen, der dann wohl in den Ruhestand geht. Er würde am liebsten den Besitzer überzeugen die ganze Plantage in eine bio-dynamische Farm umzuwandeln. Wir fanden die Idee grandios. Grant meinte man könnte den Besitzer allerdings nur überzeugen, indem man ihm vorrechnet, dass er dann besser verdiene. Leider ist der Besitzer sehr wankelmütig und so kann es durchaus sein, dass er die gesamte Plantage zu Weideland macht und noch mehr Schafe drauf grasen lässt. Ihm gehört das halbe Valley (Tal) und auf beinahe der gesamten Fläche grasen die Schafe. Diese bringen wohl mehr Geld.


In unserer Unterkunft war es im Januar schon ziemlich ruhig, doch am Ende verließen uns auch noch Andy und Sinéad. So verbrachten wir die letzten paar Tage zu dritt im Haus. Das barg so einige Vorteile. Wir schliefen heimlich in einem der freien Zimmer und hatten viel Platz uns auszubreiten. Aber auch vorher schon wussten wir die leerstehenden Räume für Yoga, Pilates oder diverse Ruhestunden zu nutzen.

J.