Donnerstag, 31. März 2011

Fiordland

Es ist schon spannend mit diesem Blog. Da fasst man den Entschluss hier regelmäßig über die Reise zu berichten, muss dann jedoch feststellen, dass sich dies gar nicht so gut mit dem Reisen vereinbaren lässt. Zumindest bei der Art von Reise, die wir betreiben. Wir sind so viel in der Natur, da müssen Abstecher in Internet-Cafés oder Bibliotheken von langer Hand geplant werden. Und dann haben wir doch immer zu wenig Zeit, um alles zu erledigen. Das heißt, Planen der nächsten Reiseziele, Lesen und Schreiben von E-Mails sowie Blog-Aktualisierungen.

Heute ist mal wieder einer dieser Tage, an denen wir uns im Van aufhalten, uns raufen und uns Dingen wie Lesen, oder eben Schreiben widmen. Diese Tage sind eher selten. Aber es weht heute ein kühler starker Wind, der dicke Wolken mit sich bringt, und wir sind auch etwas fußmüde, ob der vielen Wanderungen, die wir in letzter Zeit unternommen haben. Wahrscheinlich wird es heute sogar noch regnen. Da ist so ein Ruhetag genau das Richtige. :) Wir haben dafür gestern Nacht auch wieder ein schönes Plätzchen gefunden. Nicht ganz abgelegen, aber trotzdem ziemlich friedlich, stehen wir an einer Art Strand unter Eukalyptusbäumen. Das Wasser, welches durch den Wind ganz wild zu sein scheint, ist der Lake Te Anau, der von hohen Bergen umgeben ist und dessen Arme aussehen wie Fjorde und deshalb auch so heißen.

In dieser herrlichen Gegend, dem Fiordland, weilen wir nun seit einer guten Woche. Hier regnet es wohl über 200 Tage im Jahr und dementsprechend gestaltet sich die Vegetation. Wir hatten bei unseren Wanderungen aber immer Glück. Wenn der Tag sonnig begann, so hielt sich das Wetter bis zum Abend beständig. Wir gingen auf feuchten Pfaden und steinigen Wegen durch den Regenwald, durch zerklüftete Täler und zu hochgelegenen eiskalten Gebirgsseen. Dabei durchschritten wir immer wieder Bächlein und Flüsse und mussten über Hängebrücken, bei denen einem echt schlecht werden kann, wenn man sie überquert. Nicht aufgrund der Höhe, sondern wegen der Schwingungen, die den Gleichgewichtssinn durcheinanderwirbeln. Wir kamen auch immer wieder an wunderschönen Wasserfällen vorbei - die spenden Energie, ich weiß nicht wieso – und hatten die Möglichkeit uns in natürlichen Pools zu erfrischen. Das haben wir uns aufgrund der Wassertemperatur aber nur einmal getraut. Außerdem erklommen wir einige Gipfel mit atemberaubender Aussicht.

Die beeindruckende Vegetation des Regenwaldes kann man mit einem Satz beschreiben: Alles ist grün. Am Boden findet man Farne, Flachs, Kräuter, Blumen aber vor allem Moos. Wo man hinschaut, ist alles bemoost. Die Stämme und Äste der Bäume, die manchmal hunderte Jahre alt sind, die Felsen und Steine, alles mit einer dicken Moosschicht bewachsen. Etwas Besonderes ist, dass sich große Gletscher in unmittelbarer Nähe befinden. Diese ruhen in tausenden Meter Höhen und scheinen nicht schmelzen zu wollen. An der Westküste kann man sogar zwei große Gletscher besuchen, die bis in die gemäßigten Zonen reichen und die der globalen Erderwärmung zum Trotz seit 1985 wieder wachsen. Manchmal schneit es hier übrigens auch im Sommer. Für heute haben sie zum Beispiel Schneefall ab 1000 Meter angesagt. Aber den Wetterbericht darf man in Neuseeland nur als sehr grobe Richtlinie sehen. Ist schließlich eine Insel und da kann sich alles mirnichtsdirnichts ändern. So wie auch unter meiner Decke. Da fühl ich mich schön warm und plötzlich wird es eiskalt, weil zwei Eisklumpen, die an Carinas Unterschenkeln hängen, die wärmsten Stellen meiner Haut okkupieren.

Nun ja, jedenfalls genießen wir die Zeit hier wirklich sehr. Aber wie gesagt, heute diktiert uns das Wetter eine Pause und die haben wir auch wirklich nötig.

Bei unserer gestrigen Wanderung zum Lake Marian fand man übrigens kein Wölkchen am Himmel. Mittlerweile hämmern jedoch dicke Tropfen auf unser Dach. So leichtfüßig wie vor einer Woche waren wir gestern nicht. Nach fünf Stunden spürten wir unsere Sohlen schon sehr. Zwei sehr lange Tagestouren haben wir davor bestritten. Einmal zehn und das andere Mal sogar elf Stunden. Zwischendurch paddelten wir mit dem Kayak fußfreundlich auf dem Milford Sound, einem sehr bekannten Fjord in Neuseeland. Ich glaube, das ist der einzige, den man einfach so mit dem Auto erreichen kann. Wir gönnten uns diesen teuren Spaß, weil wir uns auch mal wie richtige Touristen fühlen wollten. ;) Ein junger Guide begleitete uns auf diesem Trip, da individuelle Kayak-Touren auf dem Milford Sound nicht gestattet sind.


Milford Sound


Während unserer Fahrt zwischen riesigen steilen Felswänden (an die 2000 Meter hoch) kamen wir in den Genuss unter einem langen Wasserfall hindurch zu fahren. Allein hätten wir uns das sicher nicht getraut, aber unser freundlicher Guide erklärte uns vorher gut, wie wir vorgehen müssen. So einfach ist das nämlich gar nicht. Man glaubt nicht, welche Kraft fallendes Wasser haben kann. Es verlangte uns einiges ab, uns mit dem Boot dem Wasserfall zu nähern, da sprühendes Wasser, Strömung und kräftiger Wind gegen uns arbeiteten. So paddelten wir wie verrückt und kamen doch nur wenig vorwärts, schafften es jedoch so weit, dass wir von oben geduscht worden und außer Wasser nichts mehr sahen. Ein beeindruckender Spaß. Besonders für Carina, denn sie saß vorn. Da wir jedoch von der Kayak-Firma komplett mit Spritzschutz, Regenzeugs und Funktionswäsche ausgerüstet worden sind, mussten wir nicht fürchten nass zu werden.

Aufgrund einer stetigen Brise hatten wir die ganze Zeit über auch schöne Wellen. Manchmal gelang es uns sogar auf diesen ein bisschen zu surfen. Delfine haben wir zwar wieder nicht entdeckt, aber dafür konnten wir wieder einige Seerobben beobachten, die auf Felsen nah am Wasser in der Sonne lümmelten. Ab und an sah man auch ein Robben-Köpfchen aus dem Wasser auftauchen. Ein einmaliges Erlebnis. Erst hatten wir ja mit so einer motorisierten Bootsfahrt geliebäugelt, uns dann aber dafür entschieden lieber ein bisschen mehr Geld auszugeben und dafür der Touristenhorde sowie schrecklicher Lautsprecherberieselung aus dem Weg zu gehen. Die paar Dollar mehr haben sich unserer Ansicht nach gelohnt.

J.

Frühstück mit Panorama am Fox Glacier

Blick über die Berge zum Meer

Kleine Wasserfälle füllen Pools am Routeburn Track

Weiden am Greenstone Track

Auf dem Weg von Te Anau zum Milford Sound

Glasklare Seen in hohen Ebenen am Routeburn Track

Auf dem Weg zum Lake Marian

Blick zum Middle Fjord am Lake Te Anau

Sonntag, 27. März 2011

Über den Umgang mit ausländischen Kleinkriminellen

Die neuseeländischen Ordnungsbehörden scheinen eine geniale Strategie zu verfolgen. Sie strafen die Backpacker nicht, die ihre Schilder missachten und an Orten schlafen, an denen es eigentlich nicht erlaubt ist. In den meisten Fällen fällt es ja sowieso kaum auf, wird man allerdings doch mal morgens von einem Ranger geweckt, so bleiben diese unserer Erfahrung nach immer äußerst freundlich und alles was passiert ist, dass man auf sein „Vergehen“ aufmerksam gemacht wird.  Uns wurde auch von anderen Backpackern berichtet, dass selbst die Polizei sehr human vorgeht. Wird man nachts von dieser geweckt, bekommt man wohl nur eine Verwarnung und muss sich innerhalb von 24 Stunden!!! vom Platz entfernen. Wir wurden bisher allerdings nur einmal von einem netten Ranger geweckt. Der schmunzelte sogar, als er in unsere verschlafenen Gesichter blickte. In der Regel versuchen wir aber keine Verstöße zu provozieren.

Ist man am Milford Sound allem Anschein nach ein Schwarzcamper, wird sich trotzdem sehr bedankt, wenn man seine Camp-Gebühr nachzahlt und bekommt sogar noch ein Lächeln dazu geschenkt. Wow! Die Kiwis scheinen den Backpackern ziemlich wohlgesonnen zu sein. Sie scheinen im Allgemeinen entspannter mit ihren Regeln umzugehen. So ist es zum Beispiel zwar verboten am Strand Feuer zu entzünden und dennoch brannten unter den Augen der Polizei ein Dutzend riesige Feuer am Strand von Hokitika am Tage des Wild Foods Festivals. Ein beeindruckendes Bild übrigens.

Unser Eindruck verstärkt sich immer mehr. Die Kiwis sind äußerst entspannt.


J. 

Regentage

Heute ist Sonntag und es ist für uns ein wahrlich heiliger Tag. Es ist 15 Uhr. Wir haben das Autohaus erst dreimal nur kurz für spezielle Geschäftsangelegenheiten verlassen. Es gießt in Strömen seit heute Nacht. Das Frühstück fand zum ersten Mal im Auto statt. Der Dampf des Espressos erfüllte den ganzen Raum. Wir hatten ein Kaffeedampfbad. So ein Frühstück bei Regen kann sich lange hinziehen. Vor allem wenn man so wie wir gemütlich und vielseitig plaudert. Nun schreibt Johannes am Blog und ich schreibe auch. Das alles auf 2 x 1,4 m.

Heute Morgen hatte ich keine Lust auf einen Regentag im Auto.  Ich wäre am liebsten in irgendein Hotel gefahren. Ich hatte Sorge um den Tag, dass mir sehr langweilig werden könnte, dass ich die Enge des Autos nicht ertrage, dass ich nichts Schönes weiß, damit es mir wieder gut geht. Sorge um einen Zustand, der in der Zukunft liegt. Und durch unser Gespräch heute Morgen verflog meine Angst vor Unbequemlichkeit. Ich habe den Zustand überwunden und mir den Moment angeschaut. Nichts Schlimmes passierte. Wir hatten einen herrlichen Tag im Auto verlebt, weil Hannes sowieso gut darin ist, die Dinge zu nehmen, wie sie sind und weil ich es auf einmal gelernt habe. Hannes lernt mir die Kunst des Nichtstunwollens. Faulenzen richtig betrieben ist das Ausblenden von Zukunft und Vergangenheit. Einfach Sein.

Das ist für mich die schwierigste Lektion unserer Reise: Das Annehmen dessen, was ist. Es gibt Tage, da regnet es wie aus Gießkannen, und es gibt Tage, an denen wir uns nicht viel bewegen können, weil unsere Füße vom Wandern zu sehr schmerzen und eine Pause brauchen… Und wenn wir mitten in der Pampa sind, bleibt uns nur der Platz im Auto. Und es ist ausreichend.

C.

Samstag, 26. März 2011

Lake Wakatipu, Auf dem Weg von Queenstown nach Te Anau


Es ist phantastisch aufzuwachen und überrascht zu werden. Denn was erblickten meine Augen, als sie heute Morgen nach dem Aufwachen durch die beschlagenen Scheiben sahen: blauen Himmel und weiße Wölkchen, die sich an den hohen Bergen festhielten. Darunter still, tief und weit ausladend, der See. Es ist großartig. Inzwischen haben wir hier bei feiner Musik (Feist trällert uns ein Lied) ein leckeres Frühstück eingenommen. Heute besonders luxuriös mit gekochtem Ei. Wir haben gestern so viel Geld für Essen auf den Kopf gehauen. Die Zeiten des Knauserns sind vorbei. Heute wird gelebt!

Gestern Abend haben wir in strömendem Regen und einer Sicht von etwa 50 Metern in Mitten der Nacht nach einem Schlafplatz gesucht. Wir fuhren dann einfach an die Seite in so eine Einfahrt, oder Straßenausbuchtung und heute erwachten wir so schön. Die Sonne lacht uns an und erhellt die wunderschöne Landschaft.

Carina hat sich auf den Fahrersitz gesetzt. Milford Sound wir kommen…

Jetzt fährt Carina. Es geht sehr kurvig am See Wakatipu auf engen Straßen entlang. Das Wetter ist perfekt. Links steile Felswände. Rechts geht es steil zum See. Meine Liebste fährt uns gut. Es ist auch mal herrlich Beifahrer zu sein. So kann man die Landschaft ganz anders betrachten. Hier sehen wir auch immer wieder Fahrzeuge am Straßenrand, die angehalten haben, da der Blick so schön ist. Carina hatte ja Sorge, was die nächsten Tage wird, wenn es nur regnet, denn das war angekündigt. Aber so wie es im Moment aussieht, haben wir nichts zu befürchten.

Jetzt genieße ich wieder den Road-Trip. Das ist wie Kino.

J.

Sonntag, 20. März 2011

Wanaka, Roys Peak (1500 m)

Dies ist nun mein erster Eintrag in dieses Buch. Heute ist Herbstanfang, Tag-Nacht-Gleiche und gleichzeitig Vollmond. Es soll wohl nach einigen Weissagungen auch ein großes Erdbeben kommen, da der Mond der Erde heute ganz besonders nah kommt, aber ich will nicht daran glauben.

Als wir den Haast-Pass passierten – vorgestern – und aus dem Regenwald (es regnete tatsächlich in Strömen) in eine ganz andere Gegend kamen – viel karger und nicht so bewaldet - war ich erst etwas traurig, weil ich den neuseeländischen Urwald schätze. Doch dann schien hier an den fantastischen Seen die Sonne und es gab Birken und Weiden und Alleen und die Stimmung war so herbstlich, da die Blätter sich hier schon verfärben. Wir bekamen gleich gute Laune.

Gestern gingen wir bei grandiosem Wetter über den Rob Roy Track zu einem Gletscher. Die Kea-Vögel ärgerten uns dann am frühen Morgen, denn wir übernachteten auf dem Parkplatz am Fuße des Wanderweges. Um zu diesem Track zu gelangen, mussten wir im Schneckentempo eine miese bucklige Steinstraße 20 km entlang fahren. Wir mussten mit dem Van durch einige kleine Flüsse fahren. Er nahm wohl keinen Schaden.

Nun bin ich gerade allein diesen elend steilen Berg hoch gewandert. In einer Stunde treffe ich mich wieder mit Carina. Jetzt muss ich mich sputen, dass ich wieder runter komme. Sie konnte wegen ihrem Knie leider nicht mit hoch. Schade! Wahnsinnig herrliche Aussicht. Habe mich ja beim Anstieg ganz schön verflucht. Das war zu steil, um auf dem gleichen Weg zurückzugehen. Wäre ich mal auf dem Hauptweg geblieben und nicht diesen Schafpfaden gefolgt. So, jetzt schnell los! Die Sonne scheint jetzt hier oben. Uii…

Um mich Berge. Fern die Alpen. 360°-Bergrundumblick. Quasi mit Wolken umringt. Unter mir steil, sehr steil. Der See erstreckt sich vor mir, sowie rechts und links von mir. Traumhaft! :)

J.

Lake Wanaka


Aktive Gletscher am Mount Rob Roy

Donnerstag, 17. März 2011

Die Westküste und Arthur’s Pass


Seit wir die Region der Westküste verlassen haben, hat sich unsere Reiselaune wieder in ungeahnte Höhen bewegt. Die Westküste, die wir, unmittelbar nachdem wir den schönen Abel Tasman National Park verlassen hatten, besuchten, entpuppte sich für uns als Ort der Reisedepression. Ich weiß nicht, ob es an uns lag, da wir uns vielleicht zu planlos bewegten, oder am Ort an sich, oder ob es vielleicht unsere relativ isolierte Zweisamkeit war. Jedenfalls hatten wir in dieser Region, die bekannt ist für ständigen Wind, raue steinige Strände, Sandflies (fiese kleine Blutsauger, die Fruchtfliegen ähnlich sehen) und meterhohe Wellen, bei denen man sich kaum traut baden zu gehen, auffällig oft schlechte Stimmungen. Uns schien die Westküste ungemütlich.


Lake Brunner
Dies galt allerdings vor allem für die Region unmittelbar an der Küste. Ein paar Kilometer weiter im Landesinneren lernten wir wunderschöne Seen kennen. Da waren tolle Wanderungen um den Lake Brunner und um den Lake Kaniere dabei und der Lake Kaniere war das reinste Badeparadies für uns. Es ist schön baden zu gehen und dabei auf die beurwaldeten Berge in unmittelbare Nähe blicken zu können. Und an die Sandflies gewöhnt man sich auch irgendwann. Inzwischen sind wir sogar bestens ausgerüstet. Wir haben so ein Spray, welches man auf die Haut macht und so scheußlich schmeckt, dass die Insekten nicht an einem kosten wollen. Leckt man versehentlich eine besprühte Hautpartie an, so weiß man wieso. Wir haben Juckreiz dämpfende Substanzen, falls sie es doch schaffen einen anzukauen und wir haben Moskitonetze an der Autoscheibe und sogar für unseren Kopf. Wir sehen damit aus wie eine Mischung aus Bankräuber und Trauerfeierangehöriger. Deswegen vermeiden wir es, diese Dinger über unsere Köpfe zu ziehen und wedeln stattdessen lieber kräftig mit den Armen, oder laufen einfach nur wild in der Gegend umher, weil die Biester nicht so schnell sind. Übrigens stechen diese Sandfly-Monster nicht, denn sie haben keinen Stachel oder Saugrüssel. Sie fressen sich in die Haut, bis ein kleiner Krater entsteht, in dem unser Blut zusammenläuft, welches sie dann genüsslich für ihre Nachkommenschaft in sich einsaugen. Fair ist, dass sie wenigstens den Anstand besitzen einen nicht im Dunkeln zu attackieren. Kaum geht die Sonne unter, gehen auch die Sandflies schlafen.

Lake Kaniere

Regenwald am Lake Kaniere

Lake Kaniere

Hochgefühle bekamen wir zwischendurch auch immer wieder bei unseren Besuchen in den Southern Alps, den Südlichen Alpen. Diese sind von der Westküste über den Arthur’s Pass recht einfach zu erreichen und so zog es uns mehrfach hin. Wir kamen den neuseeländischen Bergen zum ersten Mal so nah und waren überwältigt. Die schlechte Stimmung war einfach immer wie weg geblasen. Carina war eines Morgens ganz aus dem Häuschen, als sie Schnee bzw. Gletscherreste auf den Gipfeln entdeckte, nachdem sich der Nebel aufgelöst hatte. Dort hatten wir auch zum ersten Mal Kontakt mit äußerst speziellen Kreaturen: sehr intelligente Papageien (Kea), die im Gebirge leben. Erst waren wir ganz angetan. Wir wunderten uns wie zutraulich diese schönen Geschöpfe um uns herum sprangen und hätten sie sogar fast gefüttert. Später erfuhren wir jedoch, dass man dies besser unterlässt, da sich die Vögel zu sehr an den Menschen gewöhnen. Dies schadet den Vögeln und dem Menschen, da diese neugierigen Biester alles auseinandernehmen und untersuchen, was neu ist und was sie nicht kennen. So haben einige dieser Tiere große Teile der Dichtungsgummis an unserer Frontscheibe angenagt und zerstört, während wir in den Bergen spazierten. Vielleicht wollten sie ins Auto zu unseren Nahrungsmitteln gelangen, vielleicht war ihnen aber auch nur langweilig. Oder sie mögen keine Autos, seitdem jagen wir sie jedenfalls immer weg, wenn wir sie in unserer Nähe bemerken. Jemand muss dieser schlecht erzogenen Bande schließlich mal Respekt beibringen. ;)




Die Southern Alps am Arthur's Pass


Neue Energie kann man, so machten wir die Erfahrung, auch durch das Planen und die Vorfreude auf bevorstehende Reiseziele erhalten. Der Blick nach vorn kann einen durchaus aus einem temporären Loch helfen. Wahrscheinlich halten wir uns manchmal etwas zu lang an einem bestimmten Ort auf, ohne über die nächsten Ziele gesprochen zu haben. Zum Beispiel konnten wir die restliche Zeit an der Golden Bay viel besser genießen, nachdem wir einen konkreten Reiseplan entwickelt und entschieden hatten an der Westküste noch einmal zu wwoofen. Anscheinend ist es wichtig, immer ein Ziel vor Augen zu haben, sei es in ferner oder naher Zukunft. Dies scheint uns Menschen im Leben voran zu treiben.

J.

Dienstag, 15. März 2011

Zweite WWOOF-Woche, bei Marj und Toni

Nachdem wir lange im Norden mit seinen schönen Stränden verweilten, packte uns die Reiselust und auch das dringende Bedürfnis unsere Reise wieder besser zu planen. Bei so viel Gemütsruhe und Tagesbummelei wurden wir unzufrieden ob unserer Bequemlichkeit. Wir  wollten auch mal wieder etwas Produktives tun, etwas kreieren und damit einen Gegensatz zu dem ständigen Inhalieren von Eindrücken schaffen. Es war für uns eine interessante Erkenntnis, dass wir uns nach Arbeit sehnten und sei es nur ein bisschen in der Erde zu buddeln. 

Mit Preiselbeersetzlingen hatten wir auch zu tun.

So haben wir uns für eine Woche bei einem älteren Paar, nahe der Westküstenstadt Hokitika, eingenistet. Sie bewohnen ein luxuriöses Fischerhäuschen und haben einen großen Garten und viel Land ringsum. Seit drei Jahren zieht Tony nun auch tausende Preiselbeerplanzen groß, um daraus ein Geschäft zu machen.
Dort bekamen wir einen kleinen aber feinen Wellblechbungalow zugeteilt, gutes Essen im Austausch zu vier Stunden Unkrautrupfen täglich. Es war schön, mal wieder ein Dach über dem Kopf zuhaben und mehr Platz zum sich ausstrecken. Aber wir haben uns wohl auch schon sehr an die Freiheit des Reisens gewöhnt und uns gefreut nach einer Woche wieder aufzubrechen und Neuseeland zu erkunden.

C.


WWOOF

Wir hatten es irgendwie beim letzten Mal versäumt zu erläutern, worum es sich beim „Wwoofen“ eigentlich handelt. Dies werde ich hiermit nachholen.

WWOOF ist die Abkürzung für „Willing Workers On Organic Farms“ und ist eine Art Austauschprogramm zwischen Ortsansässigen, den Hosts, und Reisenden, den Wwoofern. Die Hosts bieten den Wwoofern in der Regel Verpflegung und Unterkunft und der Wwoofer arbeitet dafür 4-6 Stunden am Tag in deren Gärten, Plantagen und Haushalten. Vordergründig hat die Arbeit mit biologischer Landwirtschaft zu tun, es kommt jedoch immer darauf an, zu wem man geht und meist macht man sehr unterschiedliche Erfahrungen. Eine Idee von dem, was einen erwartet, bekommt man durch die Beschreibungen der Hosts im WWOOF-Katalog, oder spätestens dann, wenn man mit einem dieser in Kontakt tritt. Schön ist, dass man als Reisender die Einheimischen direkt kennenlernt. So nah wird man als Tourist den Leuten wohl sonst selten sein. Und so lernt man das Volk richtig kennen, dessen Land man gerade bereist. Wwoofen ist natürlich nicht nur auf Neuseeland beschränkt. Die Organisation ist in vielen Ländern der Welt vertreten.

Etwas negativ ist zu beobachten, dass hier in Neuseeland das System immer öfter ausgenutzt wird. Wir haben schon von Betrieben gehört, die über die WWOOF-Organisation an billige Arbeitskräfte kommen und diese unter eher schlechten Bedingungen für sich arbeiten lassen. Der biodynamische Umgang mit der Natur tritt auch immer häufiger in den Hintergrund.  Auch unser letztes Wwoof-Erlebnis war nicht völlig astrein. So hatte unsere Gastfamilie mit Bio recht wenig am Hut und man gab uns ab und an das Gefühl zu langsam zu arbeiten und dabei zu viel zu essen. Das hob nicht gerade unsere Laune. Jedoch ist es eines jedermanns eigene Entscheidung abzureisen, wenn man nicht zufrieden ist. Und so werden die Hosts sich im Allgemeinen sicher sehr darum bemühen, es den Wwoofern gemütlich zu machen.

J.

Mittwoch, 9. März 2011

Erdbeben in Neuseeland


Was die Erdbeben in Christchurch betrifft, so haben wir inzwischen ein sehr differenziertes Bild. Als das letzte große Beben stattfand, befanden wir uns gerade im Norden der Südinsel in Nelson und versuchten uns eine neue Matratze zu beschaffen. Als wir in einem Laden gerade die Angestellten durch unsere extravaganten Wünsche auf Trab hielten, hörten wir die Nachricht im Radio. Die Verkäufer waren offensichtlich geschockt. Fast alle Menschen auf der Südinsel haben irgendwelche Beziehungen nach Christchurch, schließlich ist dies hier die größte Stadt und der überwiegende Teil der Bevölkerung des Südens lebt da.
Durch Gespräche vor allem mit Leuten aus Christchurch erfährt man allerdings, dass auch die hiesigen Medien das ganze Thema ordentlich aufbauschen. Im Fernsehen kommen immer wieder die gleichen Bilder und es wird vor allem das Schrecken gezeigt. Alle Menschen, die zusehen, sehen leider nur einen Teil der Wahrheit. So sind zwar einige Menschen tragisch verunglückt, die meisten sind jedoch mit einem Schrecken davon gekommen. Viele haben materielle Güter verloren, aber offensichtlich helfen die Menschen einander. So führt diese Katastrophe die Leute wieder mehr zusammen. Ein solidarisches Verhalten wird an den Tag gelegt. Plötzlich werden Barbecues mitten auf der Straße abgehalten und alle die vorbei kommen sind eingeladen.

Viele Leute denken, die Anwohner lebten nun in ständiger Angst vor weiteren Beben, da die Medien berichten, es werden noch größere kommen. Es wird Panik gemacht und einige lassen sich davon tatsächlich stark beeinflussen. So haben viele Christchurch aufgrund der Beben verlassen. Der Großteil der Bewohner ist allerdings noch da und weiß auch die Gefahr richtig einzuschätzen. Denn mit großer Wahrscheinlichkeit passiert einem bei einem Erdbeben in Neuseeland recht wenig. Es gibt ein paar ältere Gebäude, die solchen Naturgewalten nicht gewachsen sind. Die meisten sind jedoch so sicher, dass man sich eher darum sorgen sollte, genug Nahrung gebunkert zu haben. Da allerdings in Wirklichkeit niemand in der Lage ist Erdbeben vorherzusagen, kann ich die Panikmache durch Medien oder diverse Pseudowissenschaftler nur als reißerisch bezeichnen. Die Menschen werden unnötig verrückt gemacht. Sie fühlen sich nicht mehr sicher. Zum Glück scheint der Großteil jedoch einen kühlen Kopf zu bewahren und kann ganz gut einschätzen, wie realistisch Vorhersagungen sind. Das für den 20. März angekündigte Beben fand nicht statt.

J.