Dienstag, 28. Dezember 2010

Weihnachten im Sommer

Hallo ihr Lieben im verschneiten Zuhause! Wir wünschen euch ein frohes und glückliches neues Jahr 2011. Wir können alle gespannt sein, was es uns bringen mag.

Wir haben in den vergangenen Tagen viel an unsere Familien und die Heimat gedacht und uns die Besinnlichkeit und Ruhe in Erinnerung gerufen, die wir sonst fühlten in dieser Zeit und stellten uns vor, wie es für unsere Leute nun zu Hause sein mag. Hach, wie schön haben wir es doch, Weihnachten im Winter feiern zu dürfen!   

Am 25. Dezember haben wir gemeinsam mit unseren Kumpels von der Plantage Weihnachten gefeiert: zwei Franzosen, zwei Briten, zwei Argentinier, einer aus Malaysia, ein Kiwi (waschechter Neuseeländer) und wir beiden Sachsen. :) Jeder kochte ein für sein Land traditionelles Weihnachtsgericht. Die Franzosen haben sich mächtig ins Zeug gelegt und eine wahre Meistervorspeise gezaubert: ein Mix aus zartem Muschelfleisch in Weißweinsoße mit Crêpe und anschließender Pastete. Das allein hätte schon gereicht. Doch der Tisch war so reichlich gefüllt, dass wir nicht mal alles kosten konnten. Hannes und ich haben Kartoffelsalat, Kirschkuchen zum Dessert (mit gemopsten Kirschen aus der Plantage) und für den Abend Glühwein bereitet, für manche ein noch unbekanntes, aber wohlschmeckendes Getränk.

Den Tisch schmückten  goldene Knallbonbons, deren Inhalt uns ein paar bunte Hütchen und einiges kitschiges Spielzeug bescherte. Wir setzten diese natürlich auf und das raubte dem Weihnachten, so wie wir es kennen, noch den letzten Funken Besinnlichkeit. Nach unserem Festschmaus zogen wir uns ins Häuschen zurück und schwatzten. Hannes und ich gaben ein paar Lieder zum Besten - natürlich auch Weihnachtslieder -  und zu noch späterer Stunde ist man dann wieder zur gewohnten Fernsehmanier übergegangen.

Auch nun, während ich das hier schreibe, sitze ich vor der Flimmerkiste. Sie ist einfach den ganzen Tag an und ich hoffe schon, dass wir es nicht vermissen werden, wenn wir hier in einem Monat wieder aufbrechen.

Wir bleiben noch eine Weile hier und ernten bis in den späten Januar hinein reife Aprikosen, Pfirsiche und Nektarinen in den Plantagen. Obwohl noch einige Kirschen an den Bäumen hängen, pflücken wir keine mehr, die Saison und Nachfrage ist dafür vorbei. Nun arbeiten nur noch ein paar wenige Pflücker hier und es wird insgesamt ruhiger. So auch in unserem Haus, da wir leider unsere liebgewonnenen argentinischen Freunde verabschieden mussten. Sie haben genug gearbeitet und setzen ihre Reise fort. Auch Max geht wieder seiner Wege, er hat andernorts Arbeit gefunden. Alles ist im Wandel und verändert sich. Es ist ein Kommen und Gehen… Ich freu mich, dass wir noch länger hier verweilen und auch, dass wir so viele Kohlen scheffeln. So können wir später lange Zeit durchs Land ziehen.

Die Umgebung hier bietet uns viele Wanderwege mit traumhaften Aussichtspunkten, so dass wir diesen Ort mit seiner reichen Schönheit in uns aufsaugen können.

An einem dieser herrlichen Orte haben wir die Mondfinsternis vom 21.12. verfolgt.
(Sommersonnenwende, Vollmond und Mondfinsternis zeitgleich.) Wir sind einer Einladung einer Mitpflückerin gefolgt und haben uns ihren Freunden angeschlossen, die bis spät in die Nacht hinein, dem vollen Mond huldigend auf ihren Bongos getrommelt haben. Das war ein traumhaftes Erlebnis.

Am 26.12. dem sogenannten Boxing Day, war es früh so heiß, dass wir uns zum Strand aufmachten. Auf dem Weg dorthin überquerten wir einen Pass (Gebbies Pass) der so schön war, dass wir ausstiegen und wanderten und unsere Strandabsichten ganz vergaßen. Vor die Sonne schoben sich Wolken und so war es für uns ideales Wanderwetter.  Es ist nämlich nicht die ganze Zeit nur heiß im neuseeländischen Sommer. Am Morgen kann es brütend heiß sein, dann wenig später ziehen Wolken auf, die gleich Kälte bringen.


Oft werden wir hier vom Wind geschüttelt, der schon seit über einer Woche wütet, und auch von kleinen Erdbeben. Es ist in unserem Van, in dem wir immer schlafen, wie in einem Schaukelstuhl. Ich kann nun schon ganz gut unterscheiden, ob eine Windböe dem Auto einen Ruck gab oder ob es ein kleines Beben war. Neulich saßen wir alle beisammen im Haus und es war als hielte jemand das Haus in der Hand und schüttelte einmal kräftig. Die Leute sind nicht mal beeindruckt von den Beben, denn sie sind sie schon gewohnt und es passiert auch nichts Schlimmes dabei. Die Häuser sind einstöckig gebaut und haben dünne Wände und ein dünnes Dach. Die sind flexibel und stürzen nicht so leicht ein. Und wenn doch, fällt nichts Schweres auf den Kopf. Also keine Sorge!

Der Wind gibt mal Ruhe, mal stürmt er brausend herein, so doll, dass man fast nicht laufen kann und auch so doll, dass auf den Feldern einzelne Bäume stehen, die so aussehen, als wären sie in den Wind gewachsen. Bei solchen Naturgewalten braucht das Land gelassene Leute, die sich nicht umwehen lassen. Max, unser Neuseeländer, ist ein gutes Beispiel für einen Kiwi. Er hat zwar ein Haus, ist aber immer viel unterwegs. Verspielt gern sein letztes Geld, raucht viel zum Vergnügen, spielt viel Billard und arbeitet an den Orten, wo er gerade eine Anstellung findet. Es zählt der Tag heute, das Morgen ist noch nicht spruchreif.

Bestimmt nehmen wir uns etwas von dieser Mentalität mit nach Hause...

C.

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