Montag, 2. Mai 2011

Raub am Mt. Cook

Carina wäre auf der Titanik auch gestorben, merkt sie eben gerade an. Das Wasser wäre ihr zu kalt gewesen. Aber so kalt, find ich, ist es jetzt gar nicht.


Wir sind gerade anderthalb Stunden von Lake Tekapo im Dunkeln bis hierher gefahren. Haben das Auto auf das erweiterte Flussbett geparkt. In der Nähe befindet sich die Brücke, über die aber nur noch ab und an ein Auto fährt. - Hoffentlich kommt keine Flut. Anderenfalls bekämen wir wohl nasse Füße.


Wir fühlen uns wieder um einiges wohler. Es hatte vor allem mich ganz schön getroffen.
Doch beim dritten Saunadurchgang in Lake Tekapo hatte ich plötzlich alles vergessen. Erst später erinnerte ich mich wieder daran, was mich so traurig gemacht hatte. Doch das starke Gefühl kam nicht wieder. Wir wurden gestern nämlich beraubt. Innerhalb einer Stunde, in der unser Auto unbeobachtet war, drang jemand hinein und nahm unsere beiden kleineren Rucksäcke mit. Drinnen unser größter Schatz: Der Laptop mit den gesamten Bildern der letzten sechs Monate. Keine Sicherheitskopie und nichts, was sie wieder bringen könnte.
Und dabei hatten wir erst kürzlich eine externe Festplatte gekauft. Leider nicht die Bilder übertragen.


Nun ja. Dass sich außerdem noch unseren gesamten wichtigen Dokumente wie Flug-Tickets, Krankenversicherungsnachweise, Autoregistrierung, TAN-Nummern usw. sowie mein Reisepass und mein Portemonnaie mit meinem Ausweis unseren Führerscheinen und EC-Karten mit in dem Rucksack befanden, fand ich dagegen gar nicht weiter schlimm. Alles andere kann man wieder bekommen, aber das mit den Fotos war bitter. Auch einige andere Dinge, die uns wichtig waren, waren auf dem Laptop. Ein Stück Luxus einfach genommen.


Aber wie gesagt, wir trauerten vor allem um die Bilder.


Tasman Glacier (Aufnahmezeit = Tatzeit)


Der sympathischste Polizist, dem wir je begegnet sind, hat heute unsere Anzeige aufgenommen.
Er musste extra für uns aus dem Nachbarort anreisen, da die Polizeistation in Lake Tekapo nicht besetzt war. Man hat für solche Fälle ein Telefon neben der Eingangtür befestigt. Sobald man abhebt wird man mit einer Zentrale verbunden, die einen dann mit dem zuständigen Beamten verbindet.
Die Begegnung mit dem unsrigen hat dem Ärger entgegen gewirkt. Es ist schön, soviel Anteilnahme zu bekommen.


Matthieu aus Paris, der sich ebenfalls zufälligerweise in Lake Tekapo aufhielt, unterstütze uns ebenfalls nach allen Kräften. Es war schön mit ihm zu reden und dann, nachdem wir bei der Polizei waren, im Regen unter der geöffneten Heckklappe zu stehen, Kaffee zu trinken und mit der Gitarre Lieder zu improvisieren. Das hat echt geholfen.
Er hat uns einige seiner Bilder gegeben. So können wir nun wenigstens zu Hause zeigen, wie es da aussah, wo wir waren. Es ist zwar nicht das Gleiche, aber es ist tröstend.


Alles in allem eine äußerst interessante Erfahrung.
Unmittelbar nachdem wir feststellten, dass unsere Sachen weg waren, verfolgten wir sogar noch ein Auto, das uns verdächtig vorkam. Unglaublich was man für Energien entwickelt, wenn man so aufgewühlt ist. Ich sprach schon davon den Wagen auszubremsen, als wir dicht hinter ihm fuhren, doch Carina hielt mich davon ab. Wir prachten ihn dann auch so zum Anhalten. :) Hat sich aber herausgestellt, dass es auch nur ein harmloser deutscher Tourist war, in dessen Auto man auch schon versucht hatte einzubrechen. Naja, hätte ja sein können...



Nun haben wir natürlich etwas Rennerei mit meinem Reisepass, aber wir haben ja noch sechs Monate. Kaum zu glauben. Nun ist Halbzeit. :)


Wie mies man sich doch fühlen kann, ob des Verlustes und was für eine Aufgabe, damit umzugehen. Einem wird ganz schön bewusst, wie sehr man sich von Dingen abhängig macht. Wie muss es dann erst bei Menschen sein?


Es ist gut, dass wir mehr oder weniger darüber hinweg sind. Was soll es auch? Klar, es ist traurig, aber die Welt geht nicht unter.


Unsere Erinnerung wird uns niemand nehmen.

J.

Mit Matthieu in Lake Tekapo

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen