Dienstag, 19. Juli 2011

Auf dem ewigen Eis des Fox Glaciers


Es war eine schöne und anstrengende Wanderung. Eine Gletscherführerin führte uns sicher über Fels und Eis. Emsig schlug sie mit der schweren Hacke immer wieder Stufen in das blau gefrorene Wasser. Trotz dieser war es für das japanische Paar ganz hinten in der Gruppe nicht so einfach mit uns mit zu halten. Wir hatten Eissporen an den Schuhen und einen Wanderstab, der die Balance sichern sollte. Wenn wir auf hartglattem Eis liefen, war es ratsam die Sporen fest in den Untergrund zu stoßen, um nicht wegzurutschen.

So ein Gletscher sieht schon von weitem wunderschön aus, wie er sich zwischen die bewaldeten Berge ins Tal schiebt. Er wirkt beinahe klein. Von nahem ist er viel schöner, gewaltiger und mächtiger. Je weiter wir ihn bestiegen, je mehr konnten wir sehen. Weit hinten taten sich riesige Eisformationen auf. Große schroffe blaue Felsen, in dessen Spalten sich der Staub vieler Jahre festgesetzt hat. Manchmal ist dieser rötlich: Staub aus den Wüsten Australiens. Wir wanderten an Gletscherspalten und kleinen Eisseen vorbei, immer sicher beäugt von unserer Bergführerin. Wenn eine Höhle begehbar war, durften wir hinein. Je blauer das Eis, desto älter und damit fester sei es, erklärte sie. Auf dem Rückweg tranken wir frisches Wasser direkt aus einem Bergbächlein und stillten damit den Durst und die Hitze, die die Sonne uns für diesen Tag bescherte.

Obwohl wir erschöpft waren, besuchten wir am Abend des Tages noch den nicht weit entfernten See Lake Matheson. Wenn die Sonne tief steht und der See vom Wind unberührt klar und ruhig liegt, spiegeln sich auf seiner Oberfläche die weißen Gipfel der Berge Mount Cook und Mount Tasman. Dazu die Farben der untergehende Sonne. Uns begleitete der junge Franzoße Johann, der zuvor mit uns unterwegs war. Am See trafen wir noch eine deutsche Maraike. Wir standen lange bis die Sonne untergegangen war und flüsterten sogar, um die magische Stille des Ortes nicht zu stören...

Von da aus ging es quer durchs Land, zu dem über alles hinausragenden Berg Mount Cook und dem sogenannten Tasman Glacier. Ein völlig neuer Eindruck wurde uns dort geboten. Am Fuße des Gletschers hatte sich aus Schmelzwasser ein großer brauner See gebildet, auf dem mehrere kleinere und größere Eisberge trieben. Eis, welches sich vom Gletscher gelöst hat. Die Umgebung war eindeutig von der Bewegung des Gletschers gezeichnet. Ein weites Tal breitete sich vor uns aus, welches übersät war mit zerkleinerten dunkelbraunen Fels und weil es kaum begrünt war, recht kahl und wüst wirkte.




 Da, auf dem Parkplatz, wo noch mindestens zehn andere Wagen standen, wurden uns die beiden Rucksäcke aus dem Auto gestohlen und wir wurden so unfreiwillig überrascht von einer ganz neuen Seite des Reisens. Plötzlich fühlten wir uns gar nicht mehr so sicher und noch dazu unendlich traurig, da alle Bilder der letzten Monate unwiederbringlich fort waren. Unser heiliger Laptop war weg. Wir fühlten uns direkt nackt ohne ihn und waren auch verblüfft, wie sehr wir doch an materiellen Dingen hängen. So fuhren wir noch am Abend in die nächste Ortschaft um eine Polizeidienststelle aufzusuchen. In einem Restaurant mit Internetmöglichkeiten haben wir zuerst alle unsere Passwörter geändert sowie Geldkarten und Konten in Deutschland gesperrt. Sämtliche Unterlagen waren ja nun dem Dieb in die Hände gefallen und wir hatten die große Sorge, dass dieser in unseren Augen gemeine Kerl clever genug sein könnte, unsere Konten zu räumen. Wir parkten unser Schlafmobil am Lake Tekapo, ein hellblau schimmernder See, dessen Schönheit wir allerdings aufgrund unseres Schockzustandes nicht wahrnehmen konnten. Am nächsten Tag gingen wir zur Polizei, wo wir in einen Telefonhörer sprachen und ein Polizist extra aus dem Nachbarort für uns angereist kam. Wir waren erstaunt, dass es so liebe Polizisten gibt, er war so herzlich und mitfühlend. Tage später schrieb er uns noch eine Mail, dass man leider nichts gefunden habe, er uns aber eine gute Reise wünsche. An diesem ungemütlichen grauen Tag haben wir tatsächlich den Franzoßen Matthieu, unseren mehrfach spontanen Reisegefährten, in einem Café sitzen sehen. Er hat uns so schön getröstet und uns viele seiner Bilder vermacht, sodass wir zu Hause viele schöne Plätze, an denen wir gewesen sind, zeigen können. Danke Matthieu!

Sieht nicht danach aus, ist aber riesig.








C.

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