Sonntag, 16. Oktober 2011

Zwei Wochen vor der Heimkehr

  
Wir spüren nun ganz deutlich, dass wir im Begriff sind zurückzukehren. Hier wurde ja nun auch schon gefragt, wann wir denn nun wieder kommen. In zwei Wochen wird es soweit sein. Das heißt am Abend des 31. Oktobers geht unser Flug von Auckland und 31 Stunden später werden wir am Nachmittag des 1. Novembers in Prag landen. Dabei haben wir diesmal nur fünf Stunden Aufenthalt in Dubai und diesmal wird es dann nicht wie bei unserem Hinflug Nacht, sondern früher Morgen sein und die Frühstücksbar von Emirates wird geöffnet haben.

Der Gedanke, wie es dann sein wird, wenn wir wieder in Dresden angekommen sind, beschäftigt uns schon eine Weile. Natürlich freuen wir uns schon riesig auf das Wiedersehen. Aber wir sollten auch nicht zu sehr daraufhin eifern. Zu sehr färbt es dann die Zeit, die wir hier noch haben und es kommt einem schnell wie ein Warten vor - gerade wenn das Wetter so ist wie in den letzten Tagen, nämlich regnerisch und wir, je weiter wir uns südlich bewegen, mehr und mehr wieder von Kälte überrascht werden. Wo es im Norden wenigstens noch warm und nur leicht regnerisch war, ist es hier nun eher kühl und der Regen fällt in geringeren Zeitabständen.

Ich sollte vielleicht erwähnen, wo wir uns gerade befinden. Wie stehen eigentlich mitten im Wald. Anscheinend treibt es hier auch außer Jäger nicht viele Leute her, denn außer diesen in Tarnklamotten eingepackten Leuten trafen wir seit gestern niemanden. Aber wir fuhren auch eine dreiviertel Stunde über eine Schotterstraße bis zu diesem Campingplatz, der allerdings nur aus einem kleinem Stück gemähter Wiese und einem Klohäuschen besteht. Drum herum nur dichter Wald und die enge Zufahrtsstraße. Zumindest kostet es nichts und wir stehen hier völlig legal. Irgendwie fühlen wir uns wohler, wenn wir mit dem Van an Orten stehen, wo es niemanden stören könnte. Schon oft genug bekamen wir den Hinweis, dass das, was wir tun, nämlich einfach irgendwo in der Natur, oder auf Rastplätzen zu kampieren, nicht erlaubt sei und es bestraft werden kann. Natürlich haben wir nie irgendeine Strafe erhalten und die Menschen waren immer freundlich. Aber es gibt einem eben ein besseres Gefühl, wenn nicht die Gefahr droht, jemanden zu ärgern.

So schätzen wir die günstigen und manchmal sogar kostenfreien Campingplätze des Department of Conservation, kurz DOC. Das DOC ist das Amt für Landschafts- und Umweltschutz und kümmert sich um die vielen geschützten Gebiete und Nationalparks in Neuseeland. Außerdem betreibt es einige Campingplätze, die zwar einfach sind, aber dafür meist wunderschön in Mitten der geschützten Gebiete gelegen sind. Außer einer Toilette und Kaltwasser gibt es häufig nicht viel und wie in unserem Fall gibt es manchmal nicht mal das Wasser. Das muss man dann eben mitbringen, aber dafür bezahlt man dann auch keine Gebühr.
Der Platz liegt im Kaimanawa Forest Park, südöstlich vom größten See der Nordinsel, dem Lake Taupo. Der See liegt so ziemlich in der Mitte der Insel und ganz in der Nähe befinden sich die großen Vulkane und der Tangoriro Natianal Park. Dort wollten wir ursprünglich heute einen wunderschönen Wanderweg gehen, von dem uns aber aufgrund der momentanen Wetterverhältnisse abgeraten wurde. Das sogenannte Tongariro Alpine Crossing ist eine wohl bekannte Eintagestour, die zwischen den beiden Vulkanen Mount Tongariro (1967m) und Mount Ngauruhoe (2291m) entlang führt. Dort oben liegt übrigens noch Schnee. Wenn es allerdings so regnet, wie im Moment und auch noch relativ starker Wind weht, sollte man besser warten und etwas anderes tun. Und so warten wir. Vielleicht haben wir Glück und das Wetter ändert sich bis morgen, doch lange können wir eigentlich nicht mehr warten. Natürlich haben wir noch gute zwei Wochen, aber in dieser Zeit müssen wir noch unser Auto verkaufen. Es wird also knapp und es macht uns natürlich etwas Stress. Wir haben im Internet inseriert und Aushänge in Hostels in Auckland verteilt. Ein paar Anfragen erhielten wir sogar schon, doch die Ungewissheit und die nicht Berechenbarkeit des Verkaufs, beunruhigen uns ein wenig. Außerdem wollen wir auch vorher noch die Windschutzscheibe reparieren lassen, denn diese hat durch einen Stein auf dem Highway einen mächtigen Schmiss erhalten. Es ist irgendwie kurios, dass wir gerade am Ende unserer Reise noch einmal so viel mit dem Auto zu tun haben, wo wir die ganze Zeit keine Probleme hatten. Drei Dinge passierten uns innerhalb einer Woche.
Das erste war ein relativ kleines Problem: Wir kommen vom Supermarkt wieder und einer unserer Reifen ist platt. Glücklicherweise steht das Auto gerade auf ebenem und festem Untergrund und nicht wie so oft irgendwo im Dreck oder auf der Wiese. Es regnet und ich werde beim Reifenwechseln zwar klitsch nass, aber ansonsten geht es reibungslos. Am nächsten Tag können wir den Reifen für 30 Dollar reparieren lassen - dauert gerade mal eine Stunde.
Wir waren jedenfalls froh, dass dies so leicht ging. Doch zwei Tage später erschrecken wir, als es plötzlich beim passieren eines LKWs lautstark knallt. Ein herumwirbelnder Stein trifft die Scheibe genau in meiner Gesichtshöhe. Noch drei Tage später und wir bekommen das Auto nicht mehr gestartet. Der Anlasser klemmt und so lässt sich der Motor auch nicht starten. Beim Herumdrehen des Schlüssels macht es nur „Klick“. Ein nettes älteres Ehepaar, in dessen Garten (ein privater Campingplatz) wir gerade standen, half uns nach allen Kräften. Wir waren ihre einzigen Gäste und sie so herzlich zu uns. Sie hielten uns sogar für so vertrauenswürdig, dass sie uns anboten, auf ihr Haus für fünf Tage aufzupassen. An sich hätten wir das auch gerne getan, aber es überschnitt sich mit unseren Plänen für das Tongariro Alpine Crossing. Eigentlich wollte uns Chris begleiten.

Heute trauern wir ein wenig, dass wir es nicht getan haben, denn Chris sagte uns dann ab und die Wetterverhältnisse erlauben im Moment auch keine schöne Tour. Aber das weiß man ja vorher nicht. Jedenfalls halfen sie uns sehr: Sie informieren eine Werkstatt und ziehen uns mit ihrem Wagen an. Der Motor kommt nach einem Ruck sofort und wir fahren ohne den Motor nochmal auszuschalten in den nächsten größeren Ort Whangarei. Der Mechaniker nimmt unseren Anlasser auseinander und meint dann, dass wir einen neuen bräuchten. Na toll! Es ist Freitagnachmittag und der neue Anlasser wird erst am Montag eintreffen. Da der Mechaniker den Anlasser nicht mehr zusammensetzen und wieder einbauen will, sind wir gezwungen uns ein Hostel zu suchen und bis Montag in Whangarei zu warten. Zum Glück finden wir ein sehr schönes Hostel. Und da wir da auch viele Leute treffen, wird es uns auch nicht langweilig. Irgendwie genießen wir unsere Patsche sogar. Drei Tage lang eine Küche benutzen, jeden Tagen intensiv und warm Duschen, Ausschlafen und keine Fahrerei, Spazierengehen im Park und mit den Mithostelianern schwatzen. Es sind schon wieder so viele Deutsche. Wir kommen zum ersten Mal in Kontakt mit der Rugby-WM und schauen sogar zwei Spiele. Zum ersten Mal beginnen wir das Spiel im Ansatz zu verstehen und Carina will unbedingt ein Spiel im Pub mit guter Stimmung verfolgen. An dem Abend, an dem wir in den Pub wollen, haben wir dann doch keine Lust und wir taten gut daran uns im Bettchen einen Film anzusehen, denn wie uns ein anderer Deutscher verrät, der so wie wir eine ausgelassene Feierstimmung im Pub erwartete, herrscht bei den Zuschauern eher eine ernste Stimmung. Still wird das Spiel verfolgt, der Kellner schleicht um die Gäste, wenn ein Punkt fällt wird geklatscht. Nach dem Spiel gehen alle nach Hause, der Pub wird zugemacht. Einige andere meinten sogar im Stadion verhält es sich ähnlich. Die Stimmung, die wir von unseren Fußballturnieren kennen, gibt es hier wohl nicht. Ein anderer verglich Rugby mit Fußball: Beim Fußball schauen Rowdys Gentlemen zu und beim Rugby schauen Gentlemen Rowdys zu. ;)

Wir haben auf jeden Fall den Plan gefasst, falls es sich anbietet, dass Endspiel entweder in einem Pub oder in Auckland auf einer Leinwand anzusehen. Es muss eine tolle Stimmung sein, wenn die neuseeländischen Fans die Trommeln schlagen. Bei unserer Ankunft von Bali sind wir versehentlich die Fanmeile entlang gelaufen. Eine Gruppe von Fans saß da mit Trommeln bestückt und hat einen Beat gehauen, der einen sofort gebannt hat.

Zuletzt waren wir ja auf der Coromandel-Peninsula. Wir fuhren eigentlich über alle Straßen, die man da finden kann. Ließen fast nichts aus. Ein Highlight war sicher der Hot Water Beach, von dem ich im letzten Beitrag sprach. Tatsächlich fuhren wir auch dorthin, allerdings nicht nachts, wie wir es eigentlich geplant hatten.
Aufgrund der Lage hat man immer nur bei Ebbe die Möglichkeit sich einen Pool zu buddeln. Bei Flut hat es keinen Sinn, weil dann die Wassermassen über der Stelle tosen, aus der das heiße Wasser sprudelt. So hat man zwei mal am Tag ein Zeitfenster von drei Stunden. Während wir da waren, war das zum einen am frühen Abend und zum anderen am frühen Morgen. Da wir am Nachmittag ankamen, entschieden wir uns erst einmal nur zuzusehen und dann am nächsten Morgen unseren Pool zu buddeln. Doch letzten Endes buddelten wir dann doch mit. Es waren einige Leute da und alle versuchten eine gute Stelle zu finden. Da das Wasser noch ziemlich hoch war, musste man so schnell wie möglich Dämme bauen, damit die hohen Wellen, die gebuddelten Löcher nicht gleich wieder mit Sand zuschütteten. Schon bald brach unsere Plastikschaufel und wir mussten feststellen, dass es mit bloßen Händen aussichtslos war. Zum Glück kamen uns drei mit Spaten bewaffnete Schweden zu Hilfe, die nach Leibeskräften für uns buddelten. Wie Großgrundbesitzer bekamen sie an unserer Stelle Schurfrecht, wenn wir dann mit in ihrem Loch sitzen durften. :) Nach einigen Dammbrüchen konnten wir am Ende doch in einem riesigen Naturpool sitzen, während ganz nah das Meer tobte.
Das Wasser aus der Erde ist übrigens tatsächlich sauheiß. Mit 63° C wird es hochgedrückt. Man verbrennt sich dabei auch leicht mal. Eine angenehmen Temperatur entstand nur durch die Mischung von Quell- und Meereswasser. Ein ganz schöner Spaß.

Irgendwie waren wir nach diesem Erlebnis so erfüllt, dass wir gar nicht mehr das Bedürfnis hatten, noch einmal am nächsten Morgen wieder zu kommen. Stattdessen besuchten wir die in der Nähe gelegene und oft fotografierte Cathedral Cove - eine riesige spitzbögige Höhle, direkt an einem traumhaften schmalen Sandstrand. Wir waren so früh da, dass wir den Sonnenaufgang bewundern konnten und den Strand noch ganz für uns hatten. Carina genoss sogar eine Naturdusche unter einem kleinen Wasserfall. Auf dem Rückweg kamen uns dann aber sehr viele Leute entgegen und der anfänglich leere Parkplatz war voll. Wir zogen weiter und verließen Coromandel, nachdem wir allerdings noch unseren Plan in die Tat umgesetzt hatten, am Strand an einer versteckten Bucht zu schlafen. Dazu warteten wir bis zur abendlichen Dämmerung und zogen sogleich mit unserem Zelt und einer Flasche Rotwein zu der 30 Minuten entfernten Bucht. Wir querten einen kleinen Fluss, der ins Meer führt und mussten über den steinigen Strand, bis der kleine Pfad in den Wald hinein führte. Ein matschiger Weg leitete uns dann zur Bucht. Die ganze Zeit fühlten wir uns wie Kinder, die etwas verbotenes tun und immer wieder fragten wir uns, ob wir nicht doch vielleicht entdeckt werden könnten.
Der Lohn war ein wunderschöner Abend. Unsere Lichtquelle war über uns der helle Mond und im Sand ein kleines Teelicht in einer mit Muscheln geschmückten Grube. So saßen wir, betrachteten die Wellen und den Sand, tranken Rotwein und spielten sogar eine Runde Backgammon.

Danach kamen wir ziemlich schnell in den Norden. Wir besuchten kurz die wunderschöne Bay of Islands (die Bucht der Inseln), verließen diese allerdings wieder nach zwei Tagen, da wir da das Problem mit dem Anlasser hatten. Das nette ältere Paar schickte uns nach Whangarei, da dies der nächste Ort in der Nähe war, der mit einer Werkstatt aufwarten konnte. Und dort verbrachten wir dann, wie gesagt, das ganze Wochenende im Hostel. Als wir dann am Montag mit dem Auto wieder weiter konnten, fuhren wir in einem Ritt an die Spitze der Nordinsel: Cape Reinga. An und für sich ein mystischer Ort. Sehr verlassen und unberührt. Doch der Oktober ist wie unser April - ständig wechselt das Wetter und es war zwar relativ warm, doch die Wolken hingen tief und immer wieder kamen Regenschauer. Am Cape Reinga selbst hatten wir aufgrund des Nebels eine Sicht von 10 Metern. Da fuhren wir zu den in der nähe gelegenen Riesendünen, in denen wir uns wieder mal fühlten wie in der Wüste. Viele Leute leihen sich Schlitten aus und rodeln die Sanddünen herab, Carina genügte eine Plastiktüte. Sie hatte riesen Spaß. Ich auch, obwohl ich nur zusah. :) Schon aufgrund der riesigen Dünen, hatte sich die Reise in den fernen Norden gelohnt. Doch wir mussten wieder los, denn wir hatten uns ja für das Tongariro Crossing verabredet. Zu spät bekamen wir dann die Nachricht von Chris, dass es bei ihm nichts wird. Wir beschlossen, es trotzdem zu unternehmen und fuhren nachdem wir in Auckland die ganzen Hostels abgeklappert hatten zunächst nach Rotorua, welches auf dem Weg zum Tongariro National Park liegt.

In Rotorua ist die Dichte der dampfenden Löcher wohl besonders hoch. Überall sieht man die weißen Fahnen und man hat den Geruch fauliger Eiern in der Nase. Wir gönnten uns einen Besuch in eines der zahlreichen Thermalbäder. Eine schöne Heilkur. Allerdings fehlen die Ruheräume. Nachdem man in nahezu 40° C heißem Wasser gebadet hat, braucht man eigentlich eine Pause. Da es Open-Air Pools waren, war es allerdings zu kalt, um auf den Gartenstühlen Platz zu nehmen. Die Betreiber könnten von unseren Saunalandschaften viel lernen.


So, inzwischen ist die Sonne heraus gekommen. Wir werden noch einmal nach Taupo fahren, Café Latte trinken und in der Information nach dem Wetter für die nächsten Tage fragen. Wenn es bald besser wird, heißt das, wir können unsere Wanderung noch unternehmen. Wenn nicht, werden wir wohl wieder nach Auckland düsen und zusehen, dass wir das Auto loswerden. Wir hoffen auf viele kaufwillige Backpacker.

J.
  

4 Kommentare:

  1. Ach ihr macht schon immer das Beste draus, ich bin auch der Meinung, dass ihr dort die Zeit noch geniessen könnt.Zwei Wochen noch Urlaub, da seid ihr nicht mal beim Bergfest angelangt.Euer treues erlebnisreiches Auto sollte den richtigen Käufer finden, der oder die sind doch erst am Herankommen, eine gute Zeit noch, keinen Stress, lb Grüsse

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  2. Klasse Wortspiel Rugby & Gent´s und co. ;-)... freu mich auf euch! Genießt die letzten Wochen! aunt dave

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  3. Konaklama, iş bulma, ulaşım gibi genel sorunların çözümü için TADF’ nin mevcut tüm imkanlarının öğrencilerimizin hizmetine sunmaya devam ettiğini söyleyen TADF Work and Travel Masası Direktörü Engin İkiz , Work and Travel programı ile Türkiye’ den yaklaşık 7000 öğrenci her yıl Amerika Birleşik Devletleri’ ne geldiğini belirtti.
    İkiz ” Maalesef son yılllarda yaşanan sorunlar katılımcı sayısının her geçen yıl azalmasına neden olmuştur. Öğrencilerimiz yaşadıkları sorunları, gerek e-mail, gerekse telefon aracılığı ile TADF’ ye iletmektedirler. Ayrıca öğrencilerimizin aileleri, detaylı bilgi almak ve yardım talebinde bulunmak amacıyla bizlere başvurmaktadır.” dedi.

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  4. Hallo ihr Lieben!

    Ich habe jetzt den Nachmittag/Abend damit verbracht, euren Blog zu lesen, da ich mich auch auf den Weg nach Neuseeland machen möchte.

    Vielen lieben Dank für die tollen Posts! Sie sind sehr schön geschrieben und beschreiben eure Eindrücke fabelhaft!

    Ich hoffe natürlich das ihr gut Zuhause angekommen seid.

    Ihr habt mich sehr motiviert für diese Reise. Danke!!

    Emma

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