Donnerstag, 17. März 2011

Die Westküste und Arthur’s Pass


Seit wir die Region der Westküste verlassen haben, hat sich unsere Reiselaune wieder in ungeahnte Höhen bewegt. Die Westküste, die wir, unmittelbar nachdem wir den schönen Abel Tasman National Park verlassen hatten, besuchten, entpuppte sich für uns als Ort der Reisedepression. Ich weiß nicht, ob es an uns lag, da wir uns vielleicht zu planlos bewegten, oder am Ort an sich, oder ob es vielleicht unsere relativ isolierte Zweisamkeit war. Jedenfalls hatten wir in dieser Region, die bekannt ist für ständigen Wind, raue steinige Strände, Sandflies (fiese kleine Blutsauger, die Fruchtfliegen ähnlich sehen) und meterhohe Wellen, bei denen man sich kaum traut baden zu gehen, auffällig oft schlechte Stimmungen. Uns schien die Westküste ungemütlich.


Lake Brunner
Dies galt allerdings vor allem für die Region unmittelbar an der Küste. Ein paar Kilometer weiter im Landesinneren lernten wir wunderschöne Seen kennen. Da waren tolle Wanderungen um den Lake Brunner und um den Lake Kaniere dabei und der Lake Kaniere war das reinste Badeparadies für uns. Es ist schön baden zu gehen und dabei auf die beurwaldeten Berge in unmittelbare Nähe blicken zu können. Und an die Sandflies gewöhnt man sich auch irgendwann. Inzwischen sind wir sogar bestens ausgerüstet. Wir haben so ein Spray, welches man auf die Haut macht und so scheußlich schmeckt, dass die Insekten nicht an einem kosten wollen. Leckt man versehentlich eine besprühte Hautpartie an, so weiß man wieso. Wir haben Juckreiz dämpfende Substanzen, falls sie es doch schaffen einen anzukauen und wir haben Moskitonetze an der Autoscheibe und sogar für unseren Kopf. Wir sehen damit aus wie eine Mischung aus Bankräuber und Trauerfeierangehöriger. Deswegen vermeiden wir es, diese Dinger über unsere Köpfe zu ziehen und wedeln stattdessen lieber kräftig mit den Armen, oder laufen einfach nur wild in der Gegend umher, weil die Biester nicht so schnell sind. Übrigens stechen diese Sandfly-Monster nicht, denn sie haben keinen Stachel oder Saugrüssel. Sie fressen sich in die Haut, bis ein kleiner Krater entsteht, in dem unser Blut zusammenläuft, welches sie dann genüsslich für ihre Nachkommenschaft in sich einsaugen. Fair ist, dass sie wenigstens den Anstand besitzen einen nicht im Dunkeln zu attackieren. Kaum geht die Sonne unter, gehen auch die Sandflies schlafen.

Lake Kaniere

Regenwald am Lake Kaniere

Lake Kaniere

Hochgefühle bekamen wir zwischendurch auch immer wieder bei unseren Besuchen in den Southern Alps, den Südlichen Alpen. Diese sind von der Westküste über den Arthur’s Pass recht einfach zu erreichen und so zog es uns mehrfach hin. Wir kamen den neuseeländischen Bergen zum ersten Mal so nah und waren überwältigt. Die schlechte Stimmung war einfach immer wie weg geblasen. Carina war eines Morgens ganz aus dem Häuschen, als sie Schnee bzw. Gletscherreste auf den Gipfeln entdeckte, nachdem sich der Nebel aufgelöst hatte. Dort hatten wir auch zum ersten Mal Kontakt mit äußerst speziellen Kreaturen: sehr intelligente Papageien (Kea), die im Gebirge leben. Erst waren wir ganz angetan. Wir wunderten uns wie zutraulich diese schönen Geschöpfe um uns herum sprangen und hätten sie sogar fast gefüttert. Später erfuhren wir jedoch, dass man dies besser unterlässt, da sich die Vögel zu sehr an den Menschen gewöhnen. Dies schadet den Vögeln und dem Menschen, da diese neugierigen Biester alles auseinandernehmen und untersuchen, was neu ist und was sie nicht kennen. So haben einige dieser Tiere große Teile der Dichtungsgummis an unserer Frontscheibe angenagt und zerstört, während wir in den Bergen spazierten. Vielleicht wollten sie ins Auto zu unseren Nahrungsmitteln gelangen, vielleicht war ihnen aber auch nur langweilig. Oder sie mögen keine Autos, seitdem jagen wir sie jedenfalls immer weg, wenn wir sie in unserer Nähe bemerken. Jemand muss dieser schlecht erzogenen Bande schließlich mal Respekt beibringen. ;)




Die Southern Alps am Arthur's Pass


Neue Energie kann man, so machten wir die Erfahrung, auch durch das Planen und die Vorfreude auf bevorstehende Reiseziele erhalten. Der Blick nach vorn kann einen durchaus aus einem temporären Loch helfen. Wahrscheinlich halten wir uns manchmal etwas zu lang an einem bestimmten Ort auf, ohne über die nächsten Ziele gesprochen zu haben. Zum Beispiel konnten wir die restliche Zeit an der Golden Bay viel besser genießen, nachdem wir einen konkreten Reiseplan entwickelt und entschieden hatten an der Westküste noch einmal zu wwoofen. Anscheinend ist es wichtig, immer ein Ziel vor Augen zu haben, sei es in ferner oder naher Zukunft. Dies scheint uns Menschen im Leben voran zu treiben.

J.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen