Donnerstag, 31. März 2011

Fiordland

Es ist schon spannend mit diesem Blog. Da fasst man den Entschluss hier regelmäßig über die Reise zu berichten, muss dann jedoch feststellen, dass sich dies gar nicht so gut mit dem Reisen vereinbaren lässt. Zumindest bei der Art von Reise, die wir betreiben. Wir sind so viel in der Natur, da müssen Abstecher in Internet-Cafés oder Bibliotheken von langer Hand geplant werden. Und dann haben wir doch immer zu wenig Zeit, um alles zu erledigen. Das heißt, Planen der nächsten Reiseziele, Lesen und Schreiben von E-Mails sowie Blog-Aktualisierungen.

Heute ist mal wieder einer dieser Tage, an denen wir uns im Van aufhalten, uns raufen und uns Dingen wie Lesen, oder eben Schreiben widmen. Diese Tage sind eher selten. Aber es weht heute ein kühler starker Wind, der dicke Wolken mit sich bringt, und wir sind auch etwas fußmüde, ob der vielen Wanderungen, die wir in letzter Zeit unternommen haben. Wahrscheinlich wird es heute sogar noch regnen. Da ist so ein Ruhetag genau das Richtige. :) Wir haben dafür gestern Nacht auch wieder ein schönes Plätzchen gefunden. Nicht ganz abgelegen, aber trotzdem ziemlich friedlich, stehen wir an einer Art Strand unter Eukalyptusbäumen. Das Wasser, welches durch den Wind ganz wild zu sein scheint, ist der Lake Te Anau, der von hohen Bergen umgeben ist und dessen Arme aussehen wie Fjorde und deshalb auch so heißen.

In dieser herrlichen Gegend, dem Fiordland, weilen wir nun seit einer guten Woche. Hier regnet es wohl über 200 Tage im Jahr und dementsprechend gestaltet sich die Vegetation. Wir hatten bei unseren Wanderungen aber immer Glück. Wenn der Tag sonnig begann, so hielt sich das Wetter bis zum Abend beständig. Wir gingen auf feuchten Pfaden und steinigen Wegen durch den Regenwald, durch zerklüftete Täler und zu hochgelegenen eiskalten Gebirgsseen. Dabei durchschritten wir immer wieder Bächlein und Flüsse und mussten über Hängebrücken, bei denen einem echt schlecht werden kann, wenn man sie überquert. Nicht aufgrund der Höhe, sondern wegen der Schwingungen, die den Gleichgewichtssinn durcheinanderwirbeln. Wir kamen auch immer wieder an wunderschönen Wasserfällen vorbei - die spenden Energie, ich weiß nicht wieso – und hatten die Möglichkeit uns in natürlichen Pools zu erfrischen. Das haben wir uns aufgrund der Wassertemperatur aber nur einmal getraut. Außerdem erklommen wir einige Gipfel mit atemberaubender Aussicht.

Die beeindruckende Vegetation des Regenwaldes kann man mit einem Satz beschreiben: Alles ist grün. Am Boden findet man Farne, Flachs, Kräuter, Blumen aber vor allem Moos. Wo man hinschaut, ist alles bemoost. Die Stämme und Äste der Bäume, die manchmal hunderte Jahre alt sind, die Felsen und Steine, alles mit einer dicken Moosschicht bewachsen. Etwas Besonderes ist, dass sich große Gletscher in unmittelbarer Nähe befinden. Diese ruhen in tausenden Meter Höhen und scheinen nicht schmelzen zu wollen. An der Westküste kann man sogar zwei große Gletscher besuchen, die bis in die gemäßigten Zonen reichen und die der globalen Erderwärmung zum Trotz seit 1985 wieder wachsen. Manchmal schneit es hier übrigens auch im Sommer. Für heute haben sie zum Beispiel Schneefall ab 1000 Meter angesagt. Aber den Wetterbericht darf man in Neuseeland nur als sehr grobe Richtlinie sehen. Ist schließlich eine Insel und da kann sich alles mirnichtsdirnichts ändern. So wie auch unter meiner Decke. Da fühl ich mich schön warm und plötzlich wird es eiskalt, weil zwei Eisklumpen, die an Carinas Unterschenkeln hängen, die wärmsten Stellen meiner Haut okkupieren.

Nun ja, jedenfalls genießen wir die Zeit hier wirklich sehr. Aber wie gesagt, heute diktiert uns das Wetter eine Pause und die haben wir auch wirklich nötig.

Bei unserer gestrigen Wanderung zum Lake Marian fand man übrigens kein Wölkchen am Himmel. Mittlerweile hämmern jedoch dicke Tropfen auf unser Dach. So leichtfüßig wie vor einer Woche waren wir gestern nicht. Nach fünf Stunden spürten wir unsere Sohlen schon sehr. Zwei sehr lange Tagestouren haben wir davor bestritten. Einmal zehn und das andere Mal sogar elf Stunden. Zwischendurch paddelten wir mit dem Kayak fußfreundlich auf dem Milford Sound, einem sehr bekannten Fjord in Neuseeland. Ich glaube, das ist der einzige, den man einfach so mit dem Auto erreichen kann. Wir gönnten uns diesen teuren Spaß, weil wir uns auch mal wie richtige Touristen fühlen wollten. ;) Ein junger Guide begleitete uns auf diesem Trip, da individuelle Kayak-Touren auf dem Milford Sound nicht gestattet sind.


Milford Sound


Während unserer Fahrt zwischen riesigen steilen Felswänden (an die 2000 Meter hoch) kamen wir in den Genuss unter einem langen Wasserfall hindurch zu fahren. Allein hätten wir uns das sicher nicht getraut, aber unser freundlicher Guide erklärte uns vorher gut, wie wir vorgehen müssen. So einfach ist das nämlich gar nicht. Man glaubt nicht, welche Kraft fallendes Wasser haben kann. Es verlangte uns einiges ab, uns mit dem Boot dem Wasserfall zu nähern, da sprühendes Wasser, Strömung und kräftiger Wind gegen uns arbeiteten. So paddelten wir wie verrückt und kamen doch nur wenig vorwärts, schafften es jedoch so weit, dass wir von oben geduscht worden und außer Wasser nichts mehr sahen. Ein beeindruckender Spaß. Besonders für Carina, denn sie saß vorn. Da wir jedoch von der Kayak-Firma komplett mit Spritzschutz, Regenzeugs und Funktionswäsche ausgerüstet worden sind, mussten wir nicht fürchten nass zu werden.

Aufgrund einer stetigen Brise hatten wir die ganze Zeit über auch schöne Wellen. Manchmal gelang es uns sogar auf diesen ein bisschen zu surfen. Delfine haben wir zwar wieder nicht entdeckt, aber dafür konnten wir wieder einige Seerobben beobachten, die auf Felsen nah am Wasser in der Sonne lümmelten. Ab und an sah man auch ein Robben-Köpfchen aus dem Wasser auftauchen. Ein einmaliges Erlebnis. Erst hatten wir ja mit so einer motorisierten Bootsfahrt geliebäugelt, uns dann aber dafür entschieden lieber ein bisschen mehr Geld auszugeben und dafür der Touristenhorde sowie schrecklicher Lautsprecherberieselung aus dem Weg zu gehen. Die paar Dollar mehr haben sich unserer Ansicht nach gelohnt.

J.

Frühstück mit Panorama am Fox Glacier

Blick über die Berge zum Meer

Kleine Wasserfälle füllen Pools am Routeburn Track

Weiden am Greenstone Track

Auf dem Weg von Te Anau zum Milford Sound

Glasklare Seen in hohen Ebenen am Routeburn Track

Auf dem Weg zum Lake Marian

Blick zum Middle Fjord am Lake Te Anau

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